seit 1994

Norbert Günther

Abschlussprojekt der Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik

im Arbeitsfeld Jugendhilfe, Schule, KJP

des KAP-Institutes

 

 

 

 

Kutterbauprojekt: „Aufbau, Ausbau und in See gestochen – Kinder und Jugendliche renovieren einen Kutter“

Erlebnispädagogisches Projekt von Norbert Günther

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorstellung der Projektträger

2.1. OUTLAW gGmbH

2.2. Seesportclub Dresden

3. Erlebnispädagogisches Konzept / Zielgruppe / Ziele

3.1. Die Idee

3.2. Die Zielgruppe

3.3. Die Ziele

3.4. Beschreibung der Beteiligten

4. Projektverlauf

4.1. Geplanter Projektverlauf

4.2. Finanzierung

4.3. Material

4.4. Tatsächlicher Projektverlauf

4.5. Nachbereitung

4.6. Öffentlichkeitsarbeit

5. Reflexion

 

 

1. Einleitung

Ein nicht ganz gewöhnliches Projekt wurde 2009 in Dresden von einem Träger der freien Jugendhilfe und einem Sportverein gestartet. Ungewöhnlich, weil zu diesem Zeitpunkt in Dresden selten Vereine in einer Konstellation aus Sport und Jugendhilfe kooperierten. Der Seesportclub Dresden und die gemeinnützige Outlaw GmbH vereinbarten, einen alten Kutter wieder aufzubauen. Zielstellung dabei: Kinder aus verschiedenen sozialen Kontexten zusammenführen. Ein Projekt, das an sich selbst gewachsen ist und in manchen Punkten an Organisationsstrukturen zu scheitern drohte. Für beide Parteien, insbesondere die Outlaw-Bereichsleitung Sachsen, verschiedene Outlaw-Teamleiter und Betreuer aus den Projekten der erzieherischen Hilfen sowie eines Jugendhauses, der Vorstandsvorsitzende des Seesportclubs und meine Person, bedeutete das Projekt ein zusätzlicher Aufwand an Organisation, Personal, Kosten und viel Geduld und Nerven bei Kassenwart, Buchhaltung und Fundraising.

Alle zusammen setzen die Projektidee, einen Kutter auf dem Gelände des Seesportclubs aufzuarbeiten, die Zielgruppe pädagogisch zu betreuen und sowohl handwerklich als auch seemännisch anzuleiten, um. Die Leitung seitens des JH-Trägers hatte die Regionalleiterin Sachsens Manuela X. Neben ihr war der Teamleiter Thorsten X die Vertretung für die Outlaw gGmbH und Ansprechpartner für die internen organisatorischen Abläufe (z. Bsp. wie viele und wie kommen die Kinder und Jugendlichen zum Seesportclub oder für mich als Ansprechpartner, um Anliegen in die Teams zu tragen, wie etwa. “Mehr Kinder!“). Er begleitete mich und die Kinder während des gesamten Projektes. Meine Person war für die organisatorischen Aufgaben, für Koordination der Restaurierungsarbeiten, für die pädagogische Begleitung des Projekts, Angebotseinholung, Netzwerkpflege und Fördermittelorganisation seitens des Sports und für die Organisation freiwilliger Mitstreiter seitens des Seesportclubs, zuständig.

Das Projekt startete am 15.09.2009 und ist zunächst befristet bis zum 31.10.2015. Es gliedert sich in zwei Projektphasen. In der Projektphase 1 (15.09.2009 - 31.05.2010) wurde ein vom Seesportclub Dresden zur Verfügung gestellter Kutter gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen restauriert. Die Projektphase 2 (01.06.2010 - 31.10.2015) beinhaltet die weitere gemeinsame Nutzung und die laufende Pflege des Kutters. Die gemeinsame Nutzung sieht verschiedene Segelcamps und Ausflüge mit dem Kutter vor. Er kann nach erfolgter Restaurierung von den Kindern und Jugendlichen des Projektes auch über die Projektlaufzeit hinaus sowie von anderen interessierten Kindern und Jugendlichen im Rahmen ihrer Freizeitgestaltung genutzt werden (einschließlich der Teilnahme an Regatten). Sie können dabei den Umgang mit dem Kutter erlernen bzw. seemannschaftliche Grundkenntnisse erwerben.

Um die teilnehmenden Kinder und Jugendliche einmal erleben zu lassen, wie es ist, mit ihrem fertiggestellten Kutter zu segeln, wurde im Oktober 2009 ein Segelcamp organisiert.

In dieser Projektarbeit werde ich die erste Projektphase vorstellen.

 

Die Rahmenbedingungen für unser Projekt waren und sind hervorragend gegeben. Der Seesportclub Dresden verfügt über eine große Bootshalle, welche auf einem über 3000qm großen Grundstück steht. Nebenan existiert ein Sportplatz. Der Seesportclub hat Erfahrung im Umgang mit Kutterrestaurierung, Werkzeuge und Verbrauchsmaterialien. Hingegen kann die Outlaw gGmbH Erfahrungen bezüglich des Fundraisings, der Öffentlichkeitsarbeit und der Hauptzielgruppe vorweisen. Beide zusammen haben ein Netzwerk vom Sport und Jugendamt über das Handwerk bis zur Lokalpolitik, was sich später als Vorteil für unser Projekt herausstellte.

 

2. Vorstellung der Projektträger

2.1 OUTLAW gGmbH

Sie ist ein anerkannter Träger der Kinder- und Jugendhilfe und Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV). Gegründet wurde OUTLAW als eingetragener Verein 1987.

Die Outlaw gGmbH – das sind bundesweit mehr als 100 Teams und Einrichtungen - in denen ca. 2000 Kinder und Jugendliche mit ihren Familien Unterstützung und Beratung erfahren. Sie bietet flexible Hilfe an, die vor allem Kindern und Jugendlichen gerecht wird – konfessionell und weltanschaulich unabhängig.

Bis heute hat sich in dieser Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung ein breites Angebotsspektrum entwickelt. Outlaw ist dezentral organisiert – mit Betriebsteilen in Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Hessen. Ob klassische Jugendhilfe in Wohngruppen oder ambulante Betreuung, ob Erziehungsberatungsstelle (in Kooperation mit dem Kinderschutzbund), Jugendzentren (Kinder- und Jugendhäuser), Mädchenkrisenhaus, Schulverweigerungsprojekte (in Zusammenarbeit mit dem Regionalschulämtern), Kindertagesstätten, Tagespflege, Horte oder ein Second-Hand-Laden für sozial schwache Familien – allen Angeboten gemeinsam ist das Ziel, den Menschen dort, wo sie leben, so viele Chancen wie möglich zu eröffnen.

Outlaw kreiert Freizeitangebote, die auf die verschiedensten Wünsche und Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und Familien zugeschnitten sind. Zeit, die nicht „totgeschlagen“ werden muss, sondern reich an Erlebnissen ist. Zeit, die nicht konsumiert, sondern mitgestaltet wird: Familienfeiern, Firmenfeste, Spiel- und Sportprogramme und Ferienreisen.

OUTLAW berücksichtigt alle Lebensphasen – vom Kleinkind über den berufstätigen Jugendlichen bis hin zur jungen Familie. Alle Hilfe baut auf Partnerschaft und Kooperation auf. OUTLAW realisiert seit Jahren sehr erfolgreich die Vision von innovativen und vernetzten familienunterstützenden Angeboten. Dadurch ist ein dichtes Netzwerk von Beratungs- und Betreuungsmöglichkeiten entstanden.

 

2.2 Seesportclub Dresden

Der Seesportclub Dresden wurde 1958 in Dresden gegründet. In seiner damaligen Form gehörte er zur Gesellschaft für Sport und Technik (GST), Sektion Seesport.

Die GST selbst war eine vormilitärische Jugendorganisation der DDR. Am Standort des heutigen Seesportclubs Dresden befand sich bis 1990 das Kreisausbildungszentrum der Sektion Seesport. Mit der Auflösung der GST 1990 wurden auch die Standorte der Sektion in der gesamten DDR aufgelöst bzw. in gemeinnützige Vereine überführt. Die Technik ging in den Bestand der Treuhand. Der Seesportclub Dresden kaufte der Treuhand fünf Kutter für jeweils eine DM ab und verpflichtete sich, diese für mindestens 10 Jahre im Bestand zu halten.

Heute zählt der Verein 58 Mitglieder, wovon 19 ein Alter von unter 18 Jahren haben. Eine ausgeprägte Jugendarbeit leistet der Verein im Sinne des Sports. Jugendarbeit im Sinne von Erziehung durch den Sport und Erziehung zum Sport.

Auf Grund seiner Geschichte und der Mitgliedschaft im Deutschen Seesportverband verfügt der Verein über ein Netzwerk an Seesportvereinen von Mecklenburg-Vorpommern bis Thüringen und Baden-Württemberg.

Das Selbstverständnis von Jugendarbeit im Sport und Jugendarbeit in freien Trägern der Jugendhilfe (JH) ist sehr verschieden. Während die JH den Sport als Methode in ihrer Arbeit ansieht und Erziehung durch den Sport stattfindet, sieht sich der Sportverein in seiner Jugendarbeit bestätigt, wenn er seine Jugend zum sportlichen Erfolg geführt hat, also Erziehung zum Sport geleistet hat.

In beiden Bereichen werden auf unterschiedliche professionelle Weise soziales, eigenver-antwortliches Handeln und Engagement gefordert /gefördert.

 

 

3. Erlebnispädagogisches Konzept / Zielgruppe / Ziele

3.1 Die Idee

Für Outlaw begann die Kinder- und Jugendarbeit mit einem gleichnamigen Schiff. Mit der Anknüpfung an diese Art der sozialen Arbeit wollten die Verantwortlichen mit diesem Projekt für ihre Zielgruppe eine außergewöhnliche Möglichkeit zur Entwicklung und Förderung der Persönlichkeit schaffen.

Im Vordergrund stand nicht die Frage, wie sehr das Projekt erlebnispädagogisch ausgerichtet ist, sondern, dass das Projekt sowohl in der Bauphase als auch in der Phase nach der Fertigstellung des Kutters mit den Zielvorgaben durchgeführt werden kann.

Wie in der Einleitung beschrieben, ist die Projektphase kein klassisches erlebnispädagogisches Medium. Sie bietet dennoch den Teilnehmenden die Chance, etwas Neues auszuprobieren und sich in ungewöhnlichen Situationen zu erleben. Insgesamt bietet das Projekt den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich außerhalb des alltäglichen Rahmens zu bewegen. Ein Rahmen, in dem sie sich abweichend von den sonst alltäglichen Vorgaben bewegen und verhalten dürfen, in dem sie durch ihre Handlungen lernen können. Selbst ein Stück Holz zu bearbeiten oder an einem Bootskörper zu arbeiten bot die Möglichkeit, Verantwortung für etwas zu übernehmen, aus eigenen Missgeschicken und nicht aus dem von außen aufgedrückten „richtig“ und „falsch“ zu lernen.

 

Pädagogische Ansätze:

•       Positive Erfahrungen von Selbstwirksamkeit (Planung, Umsetzung, Reflektion)

•       Beteiligung der Kinder- und Jugendlichen in allen Phasen des Projektes incl. Projektsteuerung

•       Integration (Jugendliche unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft/Nationalität mit unterschiedlichen Erfahrungen)

•       Förderung des Sozialverhaltens

•       Persönlichkeitsentwicklung

•       Außerschulische Bildung

•       Berufsorientierung

 

In der ersten Phase, der Bauphase, sollten sich die Kinder und Jugendlichen in ganz praktischen Tätigkeiten wie abschleifen, streichen u.ä. ausprobieren. Gemeinsam sollte etwas geschaffen werden. In dieser Projektphase standen keine, wie sonst üblich, Outdooraktivitäten im Vordergrund, sondern die Förderung der kognitiven Fähigkeiten bei der Ausübung handwerklichen Tuns.

Die TeilnehmerInnen brachten verschiedene Voraussetzungen in ihrem handwerklichen Können mit, sie wurden dort abgeholt, wo sie mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten standen. Jeder konnte sich einbringen und dazulernen.

Die Anerkennung von anderen für das, was sie mit eigenen Händen geschaffen hatten, war eine tiefgehende Erfahrung für Kinder und Jugendliche, die davon wenig in ihrem Schul- und Lebensalltag bekommen. So stand das Projekt für das Finden von und das Experimentieren mit persönlichen Neigungen und Stärken. Das Ziel, die Teilnahme an einem Segelcamp mit dem aufgebauten Kutter in der zweiten Projektphase, war die Motivation dafür, auch daran zu bleiben, wenn es schwierig oder langweilig wird und sie eigentlich etwas Spannenderes vor gehabt hätten.

Nicht immer gelang es mir, die Jungen an den Schleifklotz zu holen oder sie für das Arbeiten mit Holz zu begeistern. Sehr oft war der Rucksack vom Schulalltag sehr groß, so dass ihre Konzentration sehr gering bis überhaupt nicht vorhanden war.

In diesen Schlüsselsituationen nicht aufzugeben, sollte Kindern und Jugendlichen zu Geduld und Durchhaltevermögen befähigen, die sie benötigen, um die Schule zu beenden, einen Ausbildungsplatz zu finden und eigenständig eine Zukunftsperspektive zu entwickeln. Diesem Auftrag entsprechen zu wollen, den Jungen und Mädchen immer mit der notwendigen Geduld zu begegnen, stand der Wunsch nach fristgerechter Fertigstellung des Kutters in der ersten Projektphase entgegen.

Ein zentraler Punkt des Projektes sollte nicht allein das Ergebnis sein, sondern vielmehr auch die Umsetzung mit den Kindern und Jugendlichen. Die handwerkliche Tätigkeit hatte hierbei einen berufsvorbereitenden Charakter und förderte weiterhin die Identifizierung der Schüler mit dem Projekt „Das ist unser“. Die erfolgreiche Fertigstellung hing jedoch auch von den personellen Ressourcen, den persönlichen Interessen und der Begeisterungsfähigkeit der Teamleiter ab. Je nach ihren Möglichkeiten konnten sie ihre betreuten Kinder am Projekt teilnehmen lassen oder nicht. Waren am Anfang zehn Jungen und Mädchen am Werken, beteiligten sich bis zum Ende kontinuierlich drei Kinder.

 

Die Verantwortlichen werteten die immer geringer werdende Teilnehmerzahl anfangs als geringen Erfolg. Aus Sicht der Kinder war es genau das, was im vorhergehenden Absatz beschrieben wurde: Geduld und Durchhaltevermögen. Für sie war es ein großer Erfolg.

Neben dem Erwerb handwerklichen Wissens über das Streichen, Sägen, Bohren und Schleifen kamen sie zum Projekt, weil sie sich auf dem Gelände des Seesportclubs ohne „erzieherische Gängelei“ aufhalten konnten sowie ihrem Bewegungs- und Spieltrieb freien Lauf lassen konnten. Als weiteren Grund für Ihr Kommen führten sie die Freiwilligkeit auf, mit der sie sich ihre Aufgaben heraussuchen konnten.

Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten wurden die am Projekt teilnehmenden Mädchen und Jungen zu einem viertägigem Segelcamp eingeladen. Es war der Höhepunkt des Projektes in der ersten Phase. Damit begann Projektphase zwei. Das Camp fand am Bautzener Stausee auf dem Gelände des Seesportclubs Bautzen statt. Von der Sportjugend Dresden bekamen wir für dieses Camp eine Förderung aus dem Fonds „Sport bewegt Jugend“.

In dieser Phase des Projektes wurde mittels sozialer Gruppenarbeit ein „Segelteam“ zusammengestellt, in welchem jeder erst seine Aufgaben kennenlernen musste. Die jungen Segler hatten die Möglichkeit, über das Medium Kutter zu lernen, dass sich jeder im Kutter auf die Handgriffe des jeweils Anderen verlassen können muss, wenn alle mit dem Boot ans Ziel kommen wollen – d.h. welchen Wert der Einzelne für die Gruppe hat und in welcher Weise die Gruppe für den Einzelnen das Fortkommen sichert. Schließlich es geht darum, miteinander das Schiff auf Kurs und am Wind zu halten. Pädagogische Lerninhalte wie Teamwork, Solidarität, Toleranz, Verantwortung und Einsatzbereitschaft verbanden sich mit non-formalen Bildungselementen zu den Bereichen Schiffsbau, Segeln, Navigation etc.  – all das real erfahrbar und unmittelbar im Erleben angewendet. Die Gruppenaktivität soll den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, ein gemeinsames nicht alltägliches Erlebnis zu teilen. Die Erfolge im Sport und die damit verbundene Anerkennung durch die anderen Kinder und Jugendlichen sowie durch Erwachsene wird ebenfalls das Selbstbewusstsein der TeilnehmerInnen stärken. Sie lernen, im Team - gemeinsam mit den Anderen - um den Sieg zu kämpfen.

 

Durch ein kontinuierliches Sportangebot können den Kindern und Jugendlichen neue Erlebnisse ermöglicht, ihnen ein Erprobungsfeld geboten und nicht zuletzt ihre soziale Erfahrungswelt bereichert werden. Ihnen wird Raum geboten, aktiv zu sein und besondere Stärken können gefördert werden. Sie finden durch die körperliche Betätigung einen guten Ausgleich zu den Schulstunden, in denen sie vor allem geistig beansprucht sind.

 

3.2 Die Zielgruppe

Zehn Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren  - Jungen und Mädchen mit unterschiedlichen Biographien, welche nicht immer aus einfachen sozialen Kontexten kommen und von der OUTLAW gGmbH im Rahmen erzieherischer Hilfen betreut werden, sowie die Kinder und Jugendlichen des Seesportclubs Dresden.

 

3.3 Die Ziele

Das Projekt setzt an der Schnittstelle Jugendhilfe und Sport an.

Ziele des Projektes sind im Einzelnen:

•       Kinder und Jugendliche erlernen neue Fertigkeiten (z.B. Arbeiten mit dem Material Holz)

•       Jugendliche erfahren die Arbeit im Team und üben sich in Teamfähigkeit "Wir sitzen wortwörtlich in einem Boot" (z.B. lernen sich zu unterstützen, lernen verlässlich zu werden oder sich auf andere verlassen zu können)

•       Im Rahmen dieses Projektes erleben Kinder und Jugendliche, in der Gruppe Probleme zu erkennen, sie einzuschätzen und Lösungen zu entwickeln

•       Kinder und Jugendliche lernen eigene und Fähigkeiten anderer Wert zu schätzen

•       Jugendliche setzen sich mit dem Element Wasser auseinander, erfahren hier Grenzen und lernen diese zu überschreiten

•       Kinder und Jugendliche üben sich in der Selbsteinschätzung: sie lernen ihre Stärken und Schwächen einzuschätzen und damit umzugehen und entdecken (entdecken wieder) eigene und fremde Ressourcen

•       Kinder und Jugendliche erfahren Erfolg und Misserfolg und lernen den Umgang damit

•       Kinder und Jugendliche gestalten mit anderen Kindern und Jugendlichen (auch in internationalem Zusammenhang) Freizeit

•       Kinder und Jugendliche erfahren ihre Talente

•       Kinder und Jugendliche lernen sich selbst zu vertrauen und sich auf eigene Fähigkeit zu verlassen

•       aktive Freizeitgestaltung (statt Herumhängen und Null-Bock-Stimmung)

•       Motivation, an der Arbeit dranzubleiben und Anerkennung für erbrachte Leistungen

•       Kinder und Jugendliche gehen Freundschaften und Beziehungen mit anderen jungen Menschen ein

 

Außerdem wollten sich beide Partner in ihrer Jugendarbeit ergänzen. Beide Vereine einigten sich in einem Kooperationsvertrag.

 

3.4 Beschreibung der Beteiligten

Teilnehmer – Outlaw:

•       Manuela X:

Bereichsleiterin Region Sachsen, Projektbetreuung auf der Leitungsebene

•       Frau Vogel:

Fundraising

•       Thorsten X:

pädagogischer Mitarbeiter, Projektansprechpartner nach innen und außen

•       Matthias:

ist Teilnehmer, 12 Jahre alt und befindet sich in einer Elternpflegschaft. Er ist leicht intelligenzgemindert, benötigt dementsprechende Anleitung, jederzeit motiviert und kann nur alltägliche Dinge selbstständig bewältigen

•       Florian:

ist 11 Jahre alt und wohnt mit seinem jüngeren Bruder bei seiner Mutter, welche durch Outlaw ambulante Familienhilfe erhält. Er ist oft durch familiäre Probleme durcheinander, verhält sich trotzdem seinem Alter entsprechend normal

•       Benjamin:

ist Teilnehmer, 10 Jahre alt, befindet sich zusammen mit vier weiteren Personen in einer Wohngruppe, hat Konzentrationsprobleme, persönliche Hintergründe sind mir unbekannt

•       Christian:

ist Teilnehmer, 14 Jahre alt, befindet sich in Elternpflegschaft. In seinen ersten sechs Lebensjahren ist Christian zusammen mit seiner jüngeren Schwester mehr als dreißig Mal umgezogen. Während und nach der Schwangerschaft rauchte und trank seine Mutter viel.  Dies hinterließ Spuren. Christian hat leichte autistische Züge, nimmt aus diesem Grund Medikamente. Logische Denkprozesse fallen ihm schwer. In „Stoßzeiten“ ist nicht an ihn heran zu kommen. In diesen Situationen ist ihm alles zu viel und er muss aus der Gruppe genommen werden. Er ist schnell von einer Sache zu begeistern. Eine ihm übertragene Aufgabe kann er ca. zehn bis fünfzehn Minuten ausführen. Am liebsten mag er Arbeiten, die mit einer Maschine auszuführen sind. Christian befindet sich seit seinem sechsten Lebensjahr bei seinen jetzigen Pflegeeltern, die ihn soweit „aufgebaut“ haben, dass er immer wiederkehrende alltägliche Aufgaben bewältigen kann.

 

Teilnehmer Seesportclub:

•       Uwe Finsterbusch:

Vorsitzender Seesportclub Dresden e.V.

•       Anna, Sarah, Lucas, Sören und Julian:

Teilnehmer und Kinder des Seesportclubs

 

Am Projekt waren weitere Kinder (Josef, Michael, Helmut, Andreas) beteiligt. Über sie zu berichten erscheint mir hier nicht sinnvoll, da sie sehr unregelmäßig beteiligt waren.

 

4. Projektverlauf

4.1 Geplanter Projektverlauf

Von der ersten Planung bis zum Projektstart vergingen ca. drei Monate. Outlaw intern wurde die Projektidee vorgestellt, in alle Teams getragen und ein Plan unterbreitet, wie es funktionieren könnte.

An einem Runden Tisch kamen sechs Personen zusammen. Die Bereichsleiterin Sachsen, Manuela X, drei Teamleiter, Thorsten X, Thomas Y und Dennis Y sowie meine Person als Vertretung für den Seesportclub und verantwortlicher Pädagoge vor Ort.

Geklärt werden musste, welche Kinder für dieses Projekt in Frage kommen, wie sie zum Seesportclub gelangen, wer von den Teamern in der Lage ist, das Projekt dauerhaft zu begleiten, was die Kinder an Arbeitskleidung benötigen, welche Zeit die Restaurierung des Kutters beanspruchen wird, welches Material benötigt wird und wie die Finanzierung abgesichert werden kann.

Aus praktischen Gründen und aus Gründen der Inklusion wurde der Zeitpunkt für die wöchentlichen Restaurierungsarbeiten auf den Freitag gelegt. An diesem Tag haben die Kinder und Jugendlichen des Seesportclubs Training. Somit konnte der Club die Betreuung beider Teilgruppen absichern und es war die Möglichkeit gegeben, dass Kinder aus problematischen sozialen Kontexten mit Kindern aus weniger problembehafteten Kontexten gemeinsam arbeiten.

In der Planung waren mir die Kinder, die durch Outlaw zu unserem Projekt kommen sollten, nicht bekannt. So konnte ich mir vorher kein Bild über die Gruppenzusammensetzung machen. Dennoch war ich optimistisch, ganz nach dem Motto, „Es kommt so, wie sie sind“. Jeder Projekttag wird anders verlaufen. Das ganze Projekt war und ist eine Planungsphase.

Zusammengefasst waren die wichtigsten Aspekte für unsere Planungen:

•       Materialiste, Sicherheitsstandards, Notfallplan

•       Wer kommt?

•       Wie kommen die Kinder und Jugendlichen zum Seesportclub?

•       Wer besorgt benötigtes Material?

•       Wer übernimmt die Kosten für das Material?

•       Welche Aufgaben sind vorhanden?

•       Was passiert wenn; ... keiner kommt, ...sich jemand verletzt, ... das Geld nicht reicht

 

4.2 Finanzierung

Vor Projektbeginn wurde ich um eine Einschätzung der Kosten gebeten und erstellte einen Finanzierungsplan für die erste Projektphase. Hauptsächlich mussten Mittel zur Finanzierung der zum Bauen benötigten Materialien beansprucht. Kosten wie Lebensmittel wurden ebenso wie die Kosten für Öffentlichkeitsarbeit nicht mit berücksichtigt, da diese Outlaw intern durch eine andere Kostenstelle abrechnen konnte. Der Finanzierungsplan befindet sich im Anhang dieses Dokuments.

 

4.3 Material

Welches Verbrauchsmaterial wir genau benötigen würden, konnte ich im Vorfeld nicht absehen. Der Vorstand des Seesportclubs unterstützte mich bei der Erstellung einer Materialliste, welche ich dem Anhang beigefügt habe.

 

4.4 Tatsächlicher Projektverlauf

Auf eine Detailbeschreibung über die gesamte erste Projektphase möchte ich an dieser Stelle verzichten. Vielmehr werde ich einzelne Tage und das Segelcamp im Oktober 2009 herausgreifen. Wie in der Planung festgelegt, haben wir uns jeden Freitag auf dem Gelände des Seesportclubs getroffen.

Bis zum richtigen Projektstart und der Freigabe der Fördermittel sollte es noch bis zum 19. September dauern. In den einzelnen Teams bestand jedoch der Wunsch, ihre Kinder schon im Juni am Kutter arbeiten zu lassen. Für die ersten Arbeiten benötigten wir keine großen Finanzmittel, so dass für die Kinder einem handfesten Kennenlernen nichts entgegen stand.

Am 05.06.2009 waren um 14:30 die ersten Kinder mit ihren Betreuern da. Nach einer Einweisung für die örtlichen Gegebenheiten und einem gegenseitigem Vorstellen begann die Aufgabe für diesen Tag. Sie bestand im Abschleifen der alten Farbe am Außenbord oberhalb der Wasserlinie. Wir waren mit Schwingschleifern, viel Sandpapier, Heißluftfön und Spachteln zu Gange. Diese Arbeit forderte Christian, Matthias, Florian, Benjamin, Thorsten und mir viel Geduld ab, denn die Farbe wollte nicht weichen. Das Entfernen der Farbe sollte noch bis Februar 2010 dauern. Der Grund hierfür lag nicht allein an der schwierigen Farbentfernung sondern an der abwechslungsreichen Gestaltung dieser Arbeiten. In den folgenden Wochen haben wir sämtliche Farbrückstände entfernt, die Längs- und Querduchten ausgebaut zum Teil erneuert, geschliffen, lasiert, lackiert, den Bootsinnenkörper mit Firnis behandelt, den Spiegel repariert, morsches Holz durch Spachtelmasse ersetzt, die Runzeln und das Runzelbord überholt.

Es kam oft vor, dass wir von den geplanten zwei Stunden nur eine halbe Stunde am Kutter gearbeitet hatten. Mit der zunehmenden Projektdauer wurden sich die Jungs in Ihrem Tun sicherer. Am liebsten waren ihnen die Arbeiten, die mit Technik oder Schlosserarbeiten zu tun hatten. Es erfüllte sie mit Stolz selbstständig arbeiten zu dürfen, wie z. Bsp. mit dem Heißluftfön Farbe abzutragen. Christian konnte sich dabei herrlich wundern, wieso das Holz so schwarz wird. In solchen Situationen zu lernen und sich handwerklich zu entwickeln war u. a. auch Ziel des Projektes, doch mir forderte dies immer ein „erst mal tief Luftholen“ ab. Je nach Tagesform folgten sie nach dem Eintreffen erst einmal ihrem Bewegungsdrang. Derart aufgedreht waren sie nicht in der Lage sich zu konzentrieren.

Neben der praktischen Arbeit wurden am Boot auch diverse gemeinsame Aktivitäten realisiert, die das Ziel hatten, eine wirkliche Crew zu bilden, welche auch tätige Mitglieder des Seesportclubs enthielt. Ein erster Schritt war hierbei eine Übernachtung auf dem Gelände des Seesportclubs e.V., bei der erste intensivere Kontakte zum Vereinsleben erfolgten und die Kinder am Segeltraining der Vereinsjugend teilnahmen. Vom 23.10. bis 26.10.2009 fand unser Camp am Bautzener Stausee statt. Hier verbrachten wir insgesamt drei Tage gemeinsam mit den Mitgliedern des Vereins und wagten einen kleinen Ausblick in die Zeit, da auch unser Kutter die „Nörd“ die Gewässer um Dresden unsicher machen soll. Höhepunkt war die Teilnahme an der jährlich stattfindenden Oktoberregatta. Schließlich komplettierten sogar einige Jungs des Projekts die Besatzung eines der gemeldeten Kutter und bestritten die Regatta gemeinsam mit dem Segelnachwuchs des Seesportclubs. Auf Grund der morgendlichen Kälte um die 4°C besuchten wir gemeinsam den Irrgarten in Kleinwelka. Er bot eine ungeplante Abwechslung. Christian und Matthias hatten am schnellsten den Weg durchs Gestrüpp gefunden und lotsten auf einer Anhöhe den Rest der Gruppe.

 

Mittwoch, 21.10.2009

15:00     Treffen im Seesportclub, danach Packen und fertigen Kutter anhängen

16:00     Abfahrt nach Bautzen OT Oehna

17:00     Ankunft, Aufgabeneinteilung zum Lageraufbau, Auftakeln und Slippen des Kutters

19:00     Abendbrot

21:00     Reflexion und Erklärung des Geschehens der kommenden Tage, Gruppeneinteilung  für Campaufgaben

22:00     Nachtruhe

 

Donnerstag, 22.10.2009

8:00       Frühstück, Lunchpakete packen

9:00       Abfahrt zum Irrgarten Kleinwelka

13:00     Ankunft in Oehna

14:00     Ablegen, Segel setzen und erstes Testen der Mannschaft, Festlegen der Positionen

              (Das Testen der Mannschaft ist mir wichtig, dadurch kann ich feststellen, wer welche Aufgaben an Bord übernehmen kann und wer eine erwachsene segelerfahrene Person an seiner Seite benötigt.)

17:00     Anlegen und Aufklaren des Kutters

19:00     Abendbrot

21:00     Reflexion Tagesgeschehen, Vorstellen des nächsten Tages

22:00     Nachtruhe

 

Freitag, 23.10.2009

8:00       Frühstück

10:00     Ablegen, Segel setzen, Einspielen der Mannschaft

12:00     Mittag

13:00     Knotenkunde

14:00     Ablegen, Segel setzen, Üben für die Regatta

17:00     Anlegen und Aufklaren des Kutters

19:00     Abendbrot

21:00     Reflexion und Einweisung für Regatta

22:00     Nachtruhe

 

Samstag, 24.10.2009

7:00       Frühstück

8:00       Takelage für Regatta vorbereiten

9:30       Ablegen

              Während der Regatta werden wir vom Veranstalter versorgt und je nach Wetter und Zeit gibt es Mittagbrot. Zudem werden verschiedene Läufe durchgeführt.

17:00     Anlegen, Abtakeln und Aufklaren des Kutters

19:00     Abendbrot

20:00     Zusammenkommen mit den Bautzener Seglern

21:00     Reflexion, Einweisung für Sonntag

22:00     Nachtruhe

 

Sonntag, 25.10.2009

7:00       Frühstück

8:00       Takelage für Regatta vorbereiten

9:30       Ablegen

              Während der Regatta werden wir vom Veranstalter versorgt und je nach Wetter und Zeit gibt es Mittagbrot. Zudem werden verschiedene Läufe durchgeführt.

13:00     Anlegen, Abtakeln, Masten legen, Slippen, Lager abbauen

14:00     Siegerehrung

15:30     Abfahrt nach DD

16:30     Ankunft, Verstauen der Technik

17:00     kurze Auswertung der Geschehnisse, Verabschiedung

 

Freitag, 30.10.2009

16:00     Aufklaren aller Sachen, die während des Segelcamps genutzt wurden

 

Unser Segelcamp im Herbst war die letzte Aktion der Saison. Danach fängt die Überholung der Boote an. Während der Wintermonate war es in unserer Bootshalle kalt, da sie unbeheizt ist. Beheizbar waren lediglich unsere Werkstatt und der Schulungsraum. In dieser Jahreszeit finden wenig Arbeiten an den Booten statt. Die theoretische Ausbildung stand ins Haus. Von unseren Jungs hat diese gelegentlich nur Benjamin ausgehalten. Die anderen drei waren entweder nicht da oder zündelten am Lagerfeuer. An Arbeiten am Kutter war nicht zu denken. Meistens war es um die minus 10°C.

Wie das Arbeiten aussehen konnte, wenn alle mitzogen und es die Temperaturen zuließen, zeigt ein Filmbeitrag des Mitteldeutschen Rundfunks MDR, der sich auf dieser CD befindet.

 

Mittlerweile kristallisierte sich in der Leitungsebene der Termin zur Fertigstellung des Kutters heraus. Traditionell findet in Dresden am 1. Mai die Dampferparade und mit ihr die Saisoneröffnung statt. An diesem Tag sollte auch unser Kutter „Nörd“ offiziell eingeweiht werden. Noch am Vortag sah es bis 23 Uhr nicht danach aus, dass die Nörd tatsächlich zu Wasser gelassen wird. Matthias, Florian, Christian, Lucas, Freunde des Seesportclubs und meine Person waren mit der Fertigstellung der Nörd beschäftigt. Größte Schwierigkeiten bereitete der Schwertbolzen. Er war lose und wollte sich nicht befestigen lassen. Wassereinbruch ist die Folge. Das war Arbeit für Jungs.

Als es soweit war, war den Jungs die Freude ins Gesicht geschrieben. Sie standen im Mittelpunkt und wussten, dass sie wie auch immer durchgehalten hatten und ihren Beitrag für diesen Tag leisteten.

 

Während auf der Arbeitsebene das Projekt schon angelaufen war, dauerte der vertragliche Annäherungsprozess auf der Leitungsebene eineinhalb Jahre. Unterschiedliche Ansichten in der Ausgestaltung eines Kooperationsvertrages bedurften eines langwierigen Annäherungsprozess. Einige Punkte dieses Vertrags erforderten im Seesportclub die Zustimmung der Mitglieder in der Mitgliederversammlung. Outlaw äußerte den Wunsch, Anteile des Kutters zu erwerben, dem wurde nicht nachgekommen. Um die Bedenken einer Kooperationsvetragsgestaltung beider Seiten besser zu verdeutlichen, befinden sich im Anhang Ausschnitte aus dem E-Mail Verkehr.

 

4.5 Nachbereitung

Matthias kam gerne zum Projekt, musste jedoch immer wieder für die Arbeiten am Kutter motiviert werden. Handwerklich ließ er sich zwar anleiten, mochte aber mehr die Rahmenbedingungen, um sich frei zu bewegen. Er brachte sich dennoch gut in die Gruppe ein und wurde von allen akzeptiert. Florian und Benjamin konnte er gut für Spiele auf dem Gelände anstiften. Eine Veränderung an Matthias war nicht zu bemerken.

 

Florian ist sehr gern aus Eigeninitiative zu all unseren Vorhaben gekommen. Ihm gefiel nicht nur allein die handwerkliche Betätigung, sondern auch das Reden mit einer männlichen Bezugsperson. Während die ambulante Hilfe auslief, nahm er weiterhin an unserem Projekt teil. Wohl auch, weil er durch sein Kommen die notwendige Aufmerksamkeit bekam, von zu Hause weg sein konnte und in einem abgesteckten Rahmen Verantwortung hatte. Leider durfte Matthias nach Beendigung der Projektphase eins durch ein Verbot seiner Mutter nicht weiter am Projekt teilnehmen.

 

Benjamin wohnte in der Wohngruppe, in der Thorsten pädagogischer Mitarbeiter war. Dies bot Benjamin den Vorteil, dass er meistens von Thorsten zum Projekt mitgebracht werden konnte. Dennoch übten sie die Fahrt mit der Straßenbahn, was für Benjamin eine große Herausforderung gewesen ist. In der warmen Jahreszeit kam er gerne zum Projekt und brachte sich sehr gut in die Arbeiten ein. Ab Oktober/November hatten Thorsten und ich Mühe ihn weiter für eine regelmäßige Teilnahme zu Motivieren.

 

Christian; durch das Interesse seines Pflegevaters am Segeln hatte Christian die Möglichkeit kontinuierlich an allen Vorhaben, die auch außerhalb des Projektes lagen teilzunehmen. Anfänglich viel es ihm schwer mit anderen der Gruppe zusammen zu arbeiten. Einzelarbeiten, wie das Schleifen mit dem Schwingschleifer, konnte er nach vorheriger Anleitung hervorragend erledigen. Besonders Christian benötigte sehr klare Aufgabenstellungen verbunden mit Handlungsabfolgen -  immer wieder. Jedoch hat Christian am meisten aus seinen Fehlern gelernt und erklärte allen bereitwillig „das richtige Arbeiten“. Noch heute profitiert Christian von diesem Projekt. Sein Interesse gilt heute weniger dem Segeln, sondern eher der Möglichkeit, das Gelände gemeinsam mit seiner Pflegefamilie als Stützpunkt für das Inlineskaten zu nutzen, Lagerfeuer zu machen, sich mit anderen auszutauschen oder einfach nur da zu sein.

 

4.6 Öffentlichkeitsarbeit

Dank der Kooperation mit Outlaw wurde unser Projekt durch eine Presseagentur in Leipzig begleitet. Dadurch hatten wir eine uns unbekannte Häufung von Veröffentlichungen in den Medien. Wir mussten jedoch auch feststellen, dass nicht jeder Schreiberling auch tatsächlich so veröffentlicht, wie es den Tatsachen entspricht. Auch ein kurzer Film zu unserem Projekt lief im Mittedeutschen Rundfunk im Nachmittagsprogramm. MDR Film Im Anhang befinden sich mehrere Artikel zum Projekt.

 

5. Reflexion

Jederzeit musste auf Änderungen in der Gruppe, auf ihre individuellen Bedürfnisse und auf einen veränderten Materialbedarf reagiert werden. Unterstützend wirkten hier oft die Outlaw-Mitarbeiter. Anders als geplant blieben Betreuer von Outlaw mit vor Ort, da sich die Betreuung vor allem in Stoßzeiten oft schwieriger darstellte als gedacht. Mit Stoßzeiten meine ich hier, dass gelegentlich ca. zehn Kinder mitarbeiteten. Meine Person allein hätte ein sicheres Arbeiten aller nicht mehr gewährleisten können. Von Outlaw war Thorsten X die beständigste Person für mich. Eine sich ständig ändernde Gruppenzusammensetzung erschwerte die Arbeit. Einzig Christian, Benjamin, Florian und Matthias waren stetige Begleiter, denen ich mit der Zeit mehr Vertrauen und Verantwortung geben konnte. Für sie hat sich das Projekt am meisten gelohnt. In der Summe war es für sie das, was wir in der Zielstellung beschrieben haben - andere kennenlernen, sich selbst vertrauen, Erlernen handwerklicher Fähigkeiten, aktive Freizeitgestaltung.

Wesentlich haben sich die Jungs nicht geändert, der Anspruch wäre vielleicht auch zu hoch. Für die Zeit, in der sie da waren, bot sich für sie ein anderes Umfeld und ein Abschalten von Problemen.

Unser Projekt ist nicht perfekt verlaufen. Perfekt wäre ein langsames Hineingleiten in das Projekt für die Zielgruppe, eine ausgeglichene Kommunikation zwischen den Kooperierenden, ein sicheres Personalmanagement, ein stetiges Hineintragen des Projektes in die Teams von Outlaw, professionelle Reflexionen mit den Kindern während und nach Abschluss der Projektphase eins.

 

Insgesamt würde ich jedoch unser Projekt als Erfolg werten. Durch dieses Projekt ist ein großes Netzwerk an Freunden und Förderern in der Jugendarbeit und im Sport entstanden, von dem beide Kooperationspartner profitieren. Der Seesportclub hat durch dieses Projekt viele neue Mitglieder und Sponsoren gewonnen, hat Kontakte zu Handwerksbetrieben und gemeinnützig arbeitenden Beschäftigungsbetrieben knüpfen können und konnte sich und sein Sportgerät medienwirksam darstellen. Die Outlaw gGmbH hat neben dem schon eigenen existierenden Mädchenfußballteam ein weiteres Feld im Sport für sich entwickelt, welches sie für die Kinder- und Jugendarbeit verwenden kann.

 

Heute (2011) wird der Kutter gemeinsam von Kindern des Seesportclubs und der Outlaw gGmbH genutzt.

 

Die Sportjugend Dresden kürte das Projekt 2009 als zweitbestes Kooperationsprojekt zwischen Sport und Jugendhilfe und 2010 als bestes Projekt. Diese Auszeichnung war insgesamt mit einem Preisgeld von 900€ dotiert, welches sich die Kooperationspartner teilten.