seit 1994

Carlo Giacomazzi

Abschlussprojekt der Ausbildung Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik im Arbeitsfeld Jugendhilfe, Schule, KJP des KAP-Institutes.

 

 

Aufgrund des Datenschutztes wurden die Namen aller Beteiligten (außer Carlo Giacomazzi) geändert und alle Informationen, die Rückschlüsse auf Personen zulassen, entfernt.  

 

 

 

"Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel"

Erlebnispädagogisches Projekt von Carlo Giacomazzi

04. - 07. Juli 2011

 

 

 

1. Einleitung/ Beschreibung der Einrichtung

2. Erlebnispädagogisches Konzept

2. 1. Pädagogischer Hintergrund und Idee

2. 2. Ziele und Erwartungen

2. 3. Art der Unternehmung

3. Zielgruppe

3. 1. Gruppenzusammensetzung

3. 2. Beschreibung der TeilnehmerInnen

4. Projektverlauf

4. 1. Vorbereitung

4. 2. Geplanter Projektverlauf

4. 3. Tatsächlicher Projektverlauf

4. 4. Abschluss des Projektes

5. Nachbereitung

5. 1. Veränderungen bei den teilnehmenden Jugendlichen

5.2. Reaktionen innerhalb der Einrichtung

6. Reflexion

6. 1. Besondere Erlebnisse

6. 2. Erkenntnisse/ Erfahrungen

7. Öffentlichkeitsarbeit

8. Literaturverzeichnis

9. Anhang

 

 

 

1. Einleitung / Beschreibung der Einrichtung 

Das Jugendhaus Xy existiert bereits seit dem Jahre 1975 und befindet sich seitdem in Trägerschaft der Kleinstadt Xy, im rheinhessischen W Die Einrichtung verfolgt auf der Grundlage des KJHG das Ziel, Jugendliche aus ihrer Isolation zur Gemeinschaft und zu demokratischem Verhalten, sowie zu kritischer gesellschaftlicher Integration zu fördern. Das offene Angebot des Jugendhauses richtet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 8 und 25 Jahren. Jugendliche können den Treffpunkt ohne Vorbedingungen oder Verbindlichkeiten entsprechend ihren Bedürfnissen und Wünschen nutzen, gemeinsam kommunizieren, zwanglos und unbefangen miteinander umgehen. Unser Anliegen ist es, Jugendliche durch die Übertragung von Aufgaben und Funktionen so zu integrieren, dass sie das Jugendhaus als ihr eigenes Haus betrachten Die täglichen Angebote des offenen Treffs werden durch mich und meine Kollegin regelmäßig überarbeitet bzw. neu erstellt und auf die Bedarfslagen und Nachfragen der Besucher abgestimmt. Dabei werden Kinder und Jugendliche, gleich welchen Alters, möglichst weitreichend an Entscheidungen, Planungen und Problembewältigungen beteiligt. Wir sehen unsere Aufgabe darin, Prioritäten nach Zielgruppen zu setzen, die am meisten auf eine Einrichtung wie das Jugendhaus angewiesen sind. Hierauf beziehen sich unsere Angebote und Aktivitäten. Das Jugendhaus Xy steht einer Vielzahl an Interessengruppen offen, am Nachmittag vornehmlich als Anlaufstelle und Treffpunkt für Jugendliche aus der näheren Umgebung, darunter auch viele Jugendliche ausländischer Herkunft und Migranten. Hinzu kommen Stadtteilgruppen, denen der Zugang zu anderen öffentlichen Räumen oftmals verwehrt ist oder nicht genutzt wird. Weitere elementare Arbeitsgrundlagen unserer Einrichtung sind: Lebenslagenorientierung Offenheit Familienergänzende Funktion Integration und Migration Offensiver Arbeitsansatz Beratungs- und Hilfsangebote Geschlechtsspezifische Mädchen- und Jungenarbeit Professionalisierung Aufsuchende Jugendarbeit Ferienspiele Kulturpädagogische Angebote Sportliche Aktivitäten Erlebnispädagogische Angebote und Projekte Partizipation Im Jugendhaus wird somit soziales Lernen unterstützt, werden Möglichkeiten geboten, sich auszuprobieren und so soziale Erfahrungen zu machen. Das Fördern der Konfliktfähigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Jugendhausarbeit in Xy. Dem Jugendhaus Xy stehen ca. 500 m² Nutzfläche für die Jugendarbeit zur Verfügung. Aufgeteilt in drei Ebenen, befinden sich im Erdgeschoss zwei Räume, in einem befindet sich das Jugendcafé mit separater Küche, Computerecke mit zwei Rechnern, TV, DVD und Playstation mehrere Sitzgelegenheiten und die Büroecke. Im anderen Raum befindet sich ein Billardspiel, zwei Tischkicker, eine Tischtennisplatte sowie eine Spiel- und Bewegungsfläche. Das Kellergeschoss wird wie der Dachboden, der in zwei Räume aufgeteilt ist, lediglich als Lagerraum für Werkzeuge, unsere Trial-Bikes und sonstige Dinge genutzt. Das Außengelände umfasst eine Fläche von ca. 360m². Darauf befinden sich zwei Tischtennisplatten, die sanitären Anlagen und ein weiterer kleiner Lagerraum. 

 

 

2. Erlebnispädagogisches Konzept 

 

2. 1. Pädagogischer Hintergrund und Idee 

Bei den Besuchern unserer offenen Angebote und erlebnispädagogischen Aktionen besteht ein großes Bedürfnis nach authentischen Erlebnissen, die Spaß bringen und vielfältige Selbsterfahrungen vermitteln. Außerhalb von Schule und Berufsleben bieten wir hier ein Experimentierfeld, in dem sensorische und körperliche Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Themen aus dem erlebnispädagogischen Bereich ergänzen und bereichern die Angebotsvielfalt des Jugendhauses. Ziel ist es hier, im Rahmen eines kontinuierlichen Angebots, vorhandene "lokalpatriotische" Strukturen aufzubrechen, die viele Jugendliche mit in die Einrichtung bringen. Die Jugendlichen der miteinander agierenden Gruppen werden nicht mehr nach vorhandenen Cliquen und Nationalitäten zusammengestellt, sondern nach Spielvermögen und Persönlichkeit. Als gewaltpräventive Maßnahme können sich z.B. multikulturelle Teams zusammenfinden, in denen gegenseitiger Respekt und Anerkennung an Stelle von Anmache und Abgrenzung treten. In den fast 12 Jahren, in denen ich die Einrichtung mittlerweile leite, konnte ich bisher zahlreiche erlebnispädagogische Projekte in den Jugendhausalltag mit einbringen, wie z.B. Kanutouren, temporäre Seilgärten, diverse Kletteraktionen, Lamatrekkings, Abenteuerspiele, Biketrials, Mountainbike- und einfache Radtouren, GPS-Touren u.v.m. Ich definiere die Erlebnispädagogik für mich und meine Einrichtung als "Lernen durch Handeln". Die Grundidee impliziert dabei weniger den theoretischen Diskurs als das aktive Agieren und Mitgestalten. Dieses soziale Lernen, welches durch vielfältige und naturnahe Events die Jugendlichen vor reale Problemlagen und abenteuerliche Herausforderungen stellt, beinhaltet folglich die gemeinsame Erfahrung in der Gruppe sowie für den Einzelnen eine individuelle und eigenständige Entwicklung. Unsere Teilnehmer sollen somit bei einem Abenteuerprojekt dazu befähigt werden, durch lösungsorientierte Ansätze und die Umsetzung der Thematik zu einer positiven Veränderung und Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit zu gelangen. Warum habe ich mich für das Kanufahren entschieden? Nun, ich bin erfahrungsgemäß der Meinung, dass ich unseren Kindern und Jugendlichen die natursportlichen Aktivitäten am effektivsten näher bringen kann, die mir selbst am meisten Freude bereiten und die ich beherrsche, denn wenn man selbst mit Begeisterung bei der Sache ist, ist es einfacher, den Funken überspringen zu lassen und Jugendliche zu motivieren. Das Kanuprojekt fand im Rahmen der traditionellen Ferienspiele statt, die seit mittlerweile 34 Jahren in Xy angeboten werden. Da ich wie bereits erwähnt, seit mehreren Jahren Kanuwanderungen durchführe, wurde das Vorhaben ohne Auflagen und großen Papierkram vom Träger genehmigt. Während der Ferienzeit besteht innerhalb der Einrichtung immer ein gewisser Pool an Jugendlichen, die für erlebnispädagogische Projekte in Frage kommen und sich dafür folglich auch begeistern lassen. Natürlich wird das Jugendhaus nicht nur von braven Ministranten besucht, sondern in erster Linie von Jugendlichen, die aus sog. sozial benachteiligten Familienverhältnissen stammen und durch soziale Defizite auf sich aufmerksam machen; und das z.T. in erheblichem Maße. Aber nicht nur das auffällige Verhalten der Besucher ist augenscheinlich, sondern vor allem die körperliche Fitness lässt bei der "Generation Playstation" in jeder Hinsicht zu wünschen übrig. Bewegungsintensive Aktivitäten in der Natur tauchen in deren Tagesplan selten bis nie auf. Für das Projektteam konnte ich den hiesigen Dekanatsjugendreferenten gewinnen, der mehr als 40 Jahre Erfahrung in Sachen "Kanufahren auf der Lahn" vorweisen kann und mit dem ich seit vielen Jahren diese Touren regelmäßig plane und durchführe. Da er auch noch in Obernhof an der Lahn, dem Standort unseres Campingplatzes, 10 Jahre lang beheimatet war, kann man behaupten: "Das ist sein Revier". Als weitere Begleitperson war dessen Ehefrau Andrea mit eingeplant, die als examinierte Krankenschwester, Küchenfee und passionierte Paddlerin ihren Teil zum Gelingen des Vorhabens beitragen konnte. Wie es der Teufel so will, erkrankte Andrea 14 Tage vor Beginn des Projektes so schwer, dass sie ins Krankenhaus musste und damit war klar, dass sie definitiv ausfiel. Da meine Jugendhauskollegin zu diesem Zeitpunkt bereits im Urlaub war, hatte ich kaum eine Alternative. Meine Frau bot sich zwar an, die Küche zu übernehmen, was sich aber bzgl. des eigenen Nachwuchses als nicht realisierbar erwies. Martin hatte die rettende Idee, indem er sich bei seinen ehemaligen Freizeitleiterinnen umhörte und mit Anna einen Glücksgriff landete. Sie ist ausgebildete Sozialassistentin und studiert im Mainz im ersten Semester Soziale Arbeit. Somit war wieder gewährleistet, dass eine weibliche Betreuerin mit an Bord war. 

 

 

2.2. Ziele und Erwartungen 

Da ich während meiner Tätigkeit im Jugendhaus tagtäglich mit Besuchern konfrontiert werde, die durch ihr Verhalten sowie durch mangelnde soziale Kompetenzen auf sich aufmerksam machen, konnte ich bei meinem Projekt durchaus die gleichen Ziele und Erwartungen formulieren, welche ich auch innerhalb der Einrichtung (für die Jugendlichen) anstrebe. Die Teilnehmer sollten auf jeden Fall, auch bei kurzen Projekten, Grenzerfahrungen machen um diese für sich konstruktiv zu verwerten. 

 

Konfliktfähigkeit 

Ein erstes Ziel wäre es, die Jugendlichen in die Lage zu versetzen, mit Konflikten umgehen zu können. Dazu bedürfen sie der Eigenschaft der Konfliktfähigkeit, d.h., dass sie lernen müssen, sich selbst und ihren Gegenüber realistisch einschätzen zu können. Sie müssen ihre eigenen Anliegen artikulieren können und um Missverständnisse zu vermeiden, auf die Wahl ihrer Worte achten. Die Teilnehmer müssen sich situationsbedingt helfen lassen, um auch selbst helfen zu können, sollte dies erforderlich sein. 

 

Initiative und Verantwortung 

Ein weiteres Ziel ist das Ergreifen von Initiative und die Übernahme von Verantwortung. Gemeint ist damit nicht nur die Verantwortung für sich selbst und die eigenen Entscheidungen, sondern auch für die Altersgenossen. Das beinhaltet natürlich auch das Tragen von Konsequenzen für gefällte, möglicherweise falsche Entscheidungen. 

 

Positives Körpergefühl 

Durch das Entdecken der neuen oder ungewohnten Bewegungsmöglichkeiten, wie es auch das Kanuwandern bietet, haben die Jugendlichen die Möglichkeit, ein durchweg positives Körpergefühl zu entwickeln. Das macht sich dann spätestens beim abendlichen Lagerfeuer bemerkbar, wenn die Projektteilnehmer feststellen, dass ihnen durch die ungewohnten Bewegungsabläufe Muskeln schmerzen, von denen sie gar nicht wussten, dass sie diese besitzen. 

 

Selbsteinschätzung, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl 

Zusätzlich soll durch die anspruchsvolle Aufgabenstellung eine Verbesserung der Selbsteinschätzung bewirkt werden. Durch das Entwickeln von Problemlösungsstrategien und das Bewältigen der Aufgabe, können die Jugendlichen eigene Kompetenzen fördern und sich dadurch innerhalb der Gruppe behaupten. Ein erlebnispädagogisches Angebot impliziert somit immer, dass die Teilnehmer sich nicht nur physisch in die Gruppe einbringen müssen, sondern dass sie auch ihren Verstand einbringen sollten. So kann jeder zum erreichen des Zieles seinen persönlichen Beitrag leisten und durch die Anerkennung der anderen Gruppenmitglieder, Selbstvertrauen und ein positives Selbstwertgefühl aufbauen. Wir Betreuer halten uns beim Problemlöseprozess bewusst zurück um die Dynamik der Gruppe nicht zu stören. 

 

Abbau von Frustration und Aggression 

Werden die Jugendlichen mit einem Misserfolg konfrontiert, und gelangen zu der Erkenntnis, dass die gesamte Gruppe gescheitert ist und nicht der Einzelne, hat das den Lerneffekt, dass sie zusammen nach neuen Wegen und Alternativen suchen müssen, um mögliche Frustrationen oder Aggressionen abzubauen. Nur wenn das gelingt, kann neue Motivation entstehen. Ein wertvoller Lerneffekt ist auch die Erkenntnis, dass nicht alle Probleme lösbar sind und dies so zu akzeptieren. 

 

2.3. Art der Unternehmung 

Im Projektteam einigten wir uns darauf, dass das Vorhaben als eine 4-tägige Kanuwanderung auf der Lahn, konzipiert werden sollte. Wichtig bei der Wahl der Örtlichkeiten war mir, dass sie leicht mit dem Auto zu erreichen war und die Fahrtzeit möglichst kurz sein sollte. Ein weiteres Kriterium war der Termin, denn das Projekt musste aus logistischen Gründen innerhalb der Sommerferienspiele 2011 durchgeführt werden. Bereichert werden sollte das eigentliche Projekt zusätzlich durch diverse kooperative Abenteuerspiele und Aktionen zu Lande und auf dem Wasser, evtl. auch mit Elementen aus den mobilen Seilgärten. Mit den dortigen Gegebenheiten, z.B. dem Flussverlauf, Ein- und Ausstiegsplätzen, Schleusenanlagen etc. sind wir aufgrund der zahlreichen Besuche bestens vertraut. Die Boote sind Eigentum der AG der Ev. Jugend Hessen-Nassau und standen uns während der zweiten Woche der rheinland-pfälzischen Sommerferien zur Verfügung, was uns die terminliche Planung enorm vereinfachte. Auf dem Hänger befanden sich sieben 3er-Oldtown-Canadier, zwei 1er-Kajaks, 30 Rettungswesten, 30 Stechpaddel, Wurfsäcke, zusätzliche Sitzschalen etc. Übernachtet wurde auf dem Campingplatz Schloss Langenau in Obernhof in Gruppenzelten und Schlafsäcken; natürlich brav getrennt nach Männlein und Weiblein. Der Transfer erfolgte mit einem Kleinbus der Kreisverwaltung Alzey-Worms und unserem eigenen Jugendhausbus. 

 

 

3. Zielgruppe 

Wie oben bereits erwähnt, konnte ich über die Ausschreibung des Projektes den Teilnehmerkreis nach meinen eigenen Vorgaben so eingrenzen, dass der Altersunterschied zwischen den Teilnehmern maximal 4 Jahre beträgt, was erfahrungsgemäß die vergangenen Jahre bestens funktionierte. Die Teilnehmer sollten somit zwischen 9 und 14 Jahren alt sein und sie mussten im Landkreis leben, vornehmlich aus Xy, da die Zuschüsse der Stadt nur in diesem Fall fließen; so ist die Vorgabe. Gleiches galt für die finanzielle Unterstützung des Kreisjugendamtes. Die Anzahl der Teilnehmer durfte 14 Jugendliche nicht überschreiten, da incl. des Projektteams lediglich 17 Personen in die Kleinbusse hinein passten. 14 Personen waren auch meine absolute Obergrenze, bei der ich mich noch wagte, erlebnisorientiert zu arbeiten. Von den Jugendlichen aus den Vorjahren nahmen lediglich drei Personen teil. Zum einen, weil die meisten es schlichtweg verpennt haben die Anmeldefrist einzuhalten, zum anderen, weil sie zum geplanten Termin mit ihren Familien im Urlaub waren. Trotzdem waren mir bis auf eine Teilnehmerin, sämtliche neuen Jugendlichen bekannt, da sie entweder Jugendhausbesucher waren, bereits bei früheren Ferienangeboten dabei waren oder an den schulischen Mittags-AGs teilnahmen, die ich 3-mal wöchentlich betreue. Vier weitere hatten bereits Erfahrungen mit dem Kanu auf der Lahn gemacht; sei es mit der Schule oder Privat. Somit verfügten bereits 50% der Teilnehmer über Vorkenntnisse bzgl. des Kanufahrens. 

 

3. 1. Gruppenzusammensetzung 

Die Gruppe bestand aus 6 Mädchen und 8 Jungen, die sich z.T. bereits kannten, miteinander die Schule besuchten oder sogar miteinander verwandt waren und sich deshalb gemeinsam für das Projekt angemeldet haben. Bei Gesprächen mit den Eltern stellte sich heraus, dass dem einen oder anderen Teilnehmer zuerst gut zugeredet werden musste, da diese am liebsten die 6-wöchigen Sommerferien vor dem Computer verbracht hätten. Ich hatte also die Eltern auf meiner Seite mit im Boot und diese leisteten bereits im Vorfeld effektive Überzeugungsarbeit. 

 

3.2. Beschreibung der TeilnehmerInnen 

 

♂ D. M., 11 Jahre D. ist mir seit mehreren Jahren bekannt, da er bisher mit seinen jüngeren Geschwistern regelmäßig an den Ferienspielen teilgenommen hatte. Bei ihm trügt der äußere Schein, denn er ist weitaus temperamentvoller als man zu Beginn vermuten könnte. 

 

♀ N. S., 10 Jahre N. ist eine der Jugendlichen die die von mir betreute Mittags-AG besuchen. Sie ist die einzige Förderschülerin in der Gruppe. Bei ihr bestehen große Defizite in der Aufnahme- und Lernfähigkeit sowie dem Durchhaltevermögen. Ihre Integration in die Gruppe betrachte ich als große Herausforderung. 

 

♂ N. G., 13 Jahre N. kenne ich bereits als Teilnehmer der Ferienspiele. Er ist der älteste Teilnehmer der Gruppe. Da er bereits Vorkenntnisse im Kanufahren besitzt und die passende Statur hat, schätze ich ihn kräftemäßig und ausdauertechnisch am stärksten ein. Er ist eher zurückhaltend. 

 

♀ A. K., 13 Jahre Gehört zu den eher ruhigeren Teilnehmern des Projektes und hält sich eher im Hintergrund. Sie redet wirklich nur, wenn sie angesprochen wird ist aber trotzdem immer hilfsbereit und sofort zur Stelle, wenn es etwas zu tun gibt. Sie hat bereits Erfahrungen im Kanuwandern gesammelt. 

 

♂ D. J. J., 12 Jahre D. J. J. ist ebenfalls einer der Jugendlichen, der die von mir betreute Mittags-AG besucht. Er hat eine schnelle Auffassungsgabe und hat bereits Erfahrungen im Kanuwandern gesammelt. In der bisherigen Zusammenarbeit habe ich ihn als sympathischen Jungen und als treibende Kraft kennen gelernt. 

 

♀ L. K., 9 Jahre, Seebachschule Xy L. ist die Jüngste im Team. Sie nimmt seit dem letzten Jahr regelmäßig an den Ferienspielen teil, vor allem an den erlebnispädagogischen Angeboten. Sie ist agil und verbreitet durch ihre Art überall gute Laune. 

 

♂ T. K., 11 Jahre T. kenne ich als Teilnehmer der Ferienspiele. Er hat seinen eigenen Willen, bzw. einen starken Dickkopf und versucht diesen auch stets durchzusetzen. Wenn ihm etwas nicht passt, schaltet er auf stur. Sportliche Aktivitäten sind sein Ding. 

 

♀ M. L., 13 Jahre M. ist die älteste Teilnehmerin. Sie ist die beste Freundin von A. K. und auch eher eine stille, zurückhaltende Vertreterin ihrer Zunft. Auch sie ist bereits mehrmals mit einem Kanu gefahren. 

 

♂ O. F., 10 Jahre O. gehört zu den Jugendhausbesuchern und ist einer derjenigen, der sich gerne bewegt, bzw. sportlich betätigt. Er war bereits im vergangen Jahr bei der Kanuwanderung dabei. Er fragt mir gerne mal ein Loch in den Bauch, ist aber stets mit Begeisterung bei der Sache. 

 

♀ S. M., 11 Jahre S. ist die einzige Teilnehmerin, die mir bis dato nicht bekannt war. ♂ E. F., 9 Jahre E. ist der jüngere Bruder von O. F. und ebenfalls ein Jugendhausbesucher. Physisch ist er O. durchaus ebenbürtig, im Gegensatz zu ihm sitzt er aber gerne mal länger vor dem PC oder der Spielkonsole. Er muss des Öfteren "zu seinem Glück gezwungen werden". Ihm mangelt es an Motivation und auch er fragt, wie sein Bruder, lieber einmal zu viel als zu wenig, was durchaus o.k. ist. 

 

♀ A. S., 11 Jahre A. war im letzten Jahr auch bei unserer Kanufreizeit dabei. Sie ist mir als beste Steuerfrau in Erinnerung geblieben und hat mich damals schon durch ihr fahrerisches Können begeistert und das, obwohl sie recht klein und dünn ist und zuvor niemals in einem Kanu gesessen hat. 

 

♂ T. K., 12 Jahre T. ist ebenfalls ein Teilnehmer, der bereits 2009 bei der Kanuwanderung auf der Lahn teilgenommen hat und auch sonst bei den Ferienspielen zugegen ist. Er hält sich gerne mal zurück, wenn es etwas anstrengender wird und überlässt bei physischen Aufgaben anderen den Vortritt. Seine Hände befinden sich meist in seinen Hosentaschen. Er ist mit Abstand der lustigste in der Gruppe und steckt mit seinem Gemüt alle anderen an; auch die Betreuer. 

 

♂ F. S., 9 Jahre F. ist der jüngste und auch kleinste Teilnehmer des Kanuprojekts. Er wandelt gerne mal auf eigenen Pfaden und man hat seine liebe Mühe, in wieder einzufangen. Er ist immer und überall, vor allem liebt er die Nähe zum Wasser und das Spiel mit dem Feuer. Es ist also Vorsicht geboten. 

 

 

4. Projektverlauf 

 

4.1. Vorbereitung 

Bereits vor dem Besuch des KAP-Praxiskurses im März 2011 stand fest, dass das erlebnispädagogische Abschlussprojekt auf eine Kanuwanderung auf der Lahn hinaus laufen wird. Es galt also nur noch Martin und Andrea vom Projektteam über mein Vorhaben zu informieren und in die Planung mit einzubeziehen. Diese waren natürlich begeistert und sofort mit von der Partie, zumal ich beide schon im Vorjahr über meine Idee in Kenntnis gesetzt hatte und wir uns mittlerweile als eingespieltes Team bezeichnen. Wir hatten uns Anfang Januar 2011 getroffen und einen gemeinsamen Termin für das Projekt festgelegt, um anschließend die Kanus der Arbeitsgemeinschaft der ev. Jugend Rheinhessen & Nassau und den Kleinbus der Kreisverwaltung fest buchen zu können. Kommerzielle Bootsverleiher kamen aus Kostengründen nicht in Frage. Unser zweites Treffen hatten wir am 04. Mai 2011 in den Räumlichkeiten des Jugendhauses im Rahmen der Vorbereitung der Sommerferienspiele 2011. Eine Vorbesichtigung der Örtlichkeiten war nicht von Nöten, da wir uns wie bereits erwähnt, bestens mit den Gegebenheiten an der Lahn auskennen. Lediglich der Zeltplatz musste noch reserviert werden. Weiter ging es mit der Werbung für das Projekt. Da wir zwar eine stationäre Einrichtung sind, aber nicht therapeutisch arbeiten, war bei der Ausschreibung der Kanuwanderung nicht ganz klar, welche Jugendlichen denn überhaupt mit im Boot sitzen würden. Den äußeren Rahmen konnte ich vorgeben, indem ich die Teilnehmerzahl auf maximal 14 limitierte und das Alter auf 9 bis 14 Jahre festlegte. Allerdings konnte ich dies gut steuern, indem ich gezielt begeisterte Teilnehmer aus den Vorjahren oder Jugendhausbesucher ansprach bzw. anmailte, die für die Unternehmung in Frage kamen. Die Werbung für das Projekt habe ich in die Sommerferienbroschüre 2011 mit aufgenommen, im Jugendhaus per Plakat ausgehängt und im örtlichen Amtsblatt veröffentlicht. Danach wurden die Packlisten erarbeitet, diverse kooperative Spiele ausgewählt und das vorhandene Material überprüft. Ein Verpflegungsplan wurde nur provisorisch erstellt, da die Teilnehmer erfahrungsgemäß vor Ort andere Ideen haben und in die Planung mit einbezogen werden sollten. Das Projekt wurde vom Arbeitgeber 7 Wochen vor Beginn an die GVV Gemeindeversicherungsanstalt in Köln gemeldet, anstandslos versichert und selbstredend auch genehmigt. Die Finanzierung der Maßnahme stellte ebenfalls kein Problem dar, da durch zahlreiche Fördertöpfe, der Selbstkostenanteil für die Teilnehmer, mit 32,- €, sehr gering gehalten werden konnte. Für die Teilnehmer wurde ein Anmeldeformular (s. Anhang) erstellt und die Eltern und Jugendlichen bei der Anmeldung ihrer Schützlinge im Jugendhaus über den geplanten Projektverlauf informiert. Sicherheitskonzept / Notfallplan Risiken und Gefahren bestehen immer und überall. Auch beim Kanuwandern auf der Lahn ist mit gefährlichen Situationen zu rechnen und deshalb müssen wir unser Wissen und unsere Erfahrung in die Planung mit einbeziehen. Das geht bereits mit dem Transport der Boote los, z.B. der Sicherung der Boote auf dem Hänger oder das Tragen der Boote. Die Teilnehmer bekommen eine Einweisung über die Gefahren und das Verhalten auf einem fliesenden Gewässer, was natürlich auch das Kentern und Bergen beinhaltet. Auf der Lahn selbst lauern Schleusen, Wehre, Kraftwerke, Naturschutzgebiete, Brückenpfeiler, umgestürzte Baumstämme und sonstiger Schifffahrtsverkehr auf die Teilnehmer, weshalb dort besondere Vorsicht und Aufmerksamkeit geboten ist. Bei meinem Projekt obliegt dem gesamten Team die Aufsichts- und Sorgfaltspflicht. Deshalb müssen wir uns davon überzeugen, dass alle Jugendlichen sicher schwimmen können und dass sich das Equipment im funktionstüchtigen und kompletten Zustand befindet. Es besteht Schwimmwestenpflicht und es müssen Schuhe getragen werden. Ferner sind Wurfsäcke, Erste-Hilfe-Sets, geladene Mobiltelefone sowie Sonnenschutz mit an Bord. Zusätzlich müssen wir mögliche Gefahrenquellen zeitig erkennen und für deren Absicherung sorgen. Es ist die Pflicht des Projektteams darauf zu achten, dass die Jugendlichen mit ihrem Material und ihren Fähigkeiten in der Lage sind, solche Gefahren zu meistern. Besonders beim Kanufahren wird der ganzen Gruppe eine besondere Bedeutung beigemessen, denn nur durch ein funktionierendes Miteinander kann die Schwäche eines Einzelnen gut ausgeglichen werden. Damit wir uns auch über größere Entfernungen auf dem Wasser verständigen können, ist es dringend geboten, innerhalb der gesamten Mannschaft in stetigem Sichtkontakt zu paddeln. Dazu gehört auch, dass wir die Teilnehmer bereits bei den Trockenübungen mit den wichtigsten Handzeichen vertraut machen, die sie in einer Notsituation beherrschen müssen. Ferner müssen die Teilnehmer die gebräuchlichsten Schifffahrtszeichen auf der Lahn kennen. Anbei im Anhang ist auch ein mehrseitiges Regelwerk über das Verhalten als Bootssportler auf der Lahn und den wichtigsten Schifffahrtszeichen, welches wir mit den Teilnehmern im Rahmen der Sicherheitsunterweisung durchgegangen sind. Eine weitere wichtige Orientierung bzgl. der Sicherheitsstandards in der Erlebnispädagogik ist für mich der KAP-Reader "Kanu & Floß", der auf den Seiten 34 bis 37 genau die Merkmale erwähnt, die für meinen Notfallplan existenziell sind. Wetterprognosen und Pegelstände werden wir an jedem Morgen vor Ort in Erfahrung bringen. 


4.2. Geplanter Projektverlauf 

 

Tag 1: Montag, 04.07.2011 

09:30 Uhr Busse und Hänger abholen Carlo und Martin 

10:00 Uhr Treffen, Beladen der Fahrzeuge; großer Abschied alle Teilnehmer

 10:30 Uhr Abfahrt incl. Pause auf halber Strecke alle Teilnehmer 

12:00 Uhr Ankunft auf dem Campingplatz Schloss Langenau, Anmeldung Rezeption alle T. u. Carlo " Strom- und Wasserversorgung, kleines Mittagessen Carlo und Martin 

12:30 Uhr Aufbauen der Zelte und der Feldküche, Zelte beziehen alle Teilnehmer 

13:00 Uhr Besprechung des Essens- und des Ablaufplans der kommenden Tage, alle T. u. Carlo " des Reglements " 

14:00 Uhr Aktion: Kennenlernspiel alle Teilnehmer " Einkaufen für Versorgung heute und Lunchpakete für morgen Andrea 

14:30 Uhr Sicherheitsunterweisung alle T. u. Carlo 

15:00 Uhr Paddeltechniken Trockenübungen alle T. u. Carlo 

15:30 Uhr Abladen der Kanadier, Verteilen der Schwimmwesten und Stechpaddel Carlo und Martin " Paddeltechniken auf dem Wasser, erste Stehversuche der Teilnehmer alle T. u. Carlo " Kennenlernen des Equipments und des Flusses alle Teilnehmer " Kanus aufladen, kurze Reflexionsrunde, umziehen alle Teilnehmer 

18:00 Uhr Vorbereitung Essen und Brennholzsuche alle Teilnehmer 

19:00 Uhr Abendessen, Küche aufräumen Spülen alle Teilnehmer 

20:00 Uhr Zeit zur freien Verfügung, Möglichkeit zum Duschen alle Teilnehmer 

21:00 Uhr Lagerfeuer mit Geschichten, Gesprächen und Gesang alle Teilnehmer 

22:30 Uhr langsamer Ausklang des 1. Tages, Nachtruhe alle Teilnehmer 

 

Tag 2: Dienstag, 05.07.2011 

07:00 Uhr Aufstehen, Team Wecken, Morgentoilette, Brötchen holen Carlo 

07:30 Uhr Teilnehmer Wecken, Morgentoilette, Frühstück vorbereiten alle Teilnehmer 

08:00 Uhr Frühstück, Abspülen alle Teilnehmer 

08:30 Uhr Aktion: Kooperatives Spiel alle T. u . Carlo " Lunchpakete richten Martin u. Andrea 

09:00 Uhr Busse bestücken, Abfahrt nach Balduinstein alle Teilnehmer 

09:45 Uhr Ankunft in Balduinstein, Boote abladen, Paddel und Westen verteilen alle Teilnehmer " Boote bestücken, Busse parken Carlo und Martin 

10:15 Uhr Start mit den Kanus in Richtung Laurenburg alle Teilnehmer 

12:00 Uhr Mittagspause: Essen auf dem Fluss evtl. kleine Pause an Land mit Spiel alle Teilnehmer 

13:00 Uhr Weiterfahrt auf der Lahn in Richtung Laurenburg alle Teilnehmer 

16:00 Uhr Ankunft in Laurenburg alle Teilnehmer 

16:15 Uhr Zurückholen der Busse per Regionalbahn und Transfer nach Laurenburg Carlo und Martin 

16:45 Uhr Aufladen der Kanus und Rücktransport der Teilnehmer nach Obernhof alle Teilnehmer 

17:00 Uhr Ankunft Campingplatz Obernhof, kurze Reflexionsrunde, Duschen alle Teilnehmer 

18:00 Uhr Vorbereitung Essen und Brennholzsuche alle Teilnehmer 

19:00 Uhr Abendessen, Küche aufräumen Spülen alle Teilnehmer 

20:00 Uhr Zeit zur freien Verfügung, nochmalige Möglichkeit zum Duschen alle Teilnehmer 

21:00 Uhr Lagerfeuer mit Geschichten, Gesprächen und Gesang alle Teilnehmer 

22:00 Uhr Nachtwanderung mit Spiel alle T. u . Carlo 

00:00 Uhr langsamer Ausklang des 2. Tages, Nachtruhe alle Teilnehmer 

 

Tag 3: Mittwoch, 06.07.2011

07:00 Uhr Aufstehen, Team Wecken, Morgentoilette, Brötchen holen Carlo 

07:30 Uhr Teilnehmer Wecken, Morgentoilette, Frühstück vorbereiten alle Teilnehmer 

08:00 Uhr Frühstück, Abspülen alle Teilnehmer 

08:30 Uhr Aktion: Kooperatives Spiel alle T. u . Carlo " Lunchpakete richten Martin u. Andrea 

09:00 Uhr Busse bestücken, Abfahrt nach Laureburg alle Teilnehmer 

09:45 Uhr Ankunft in Laurenburg, Boote abladen, Paddel und Westen verteilen alle Teilnehmer " Boote bestücken, Busse parken Carlo und Martin 

10:15 Uhr Start mit den Kanus in Richtung Nassau alle Teilnehmer 

12:00 Uhr Mittagspause an Land mit Spiel als Nachtisch alle Teilnehmer 

13:00 Uhr Weiterfahrt auf der Lahn in Richtung Nassau alle Teilnehmer 

16:00 Uhr Ankunft in Nassau alle Teilnehmer 

16:15 Uhr Zurückholen der Busse per Regionalbahn und Transfer nach Nassau Carlo und Martin 

16:45 Uhr Aufladen der Kanus und Rücktransport der Teilnehmer nach Obernhof alle Teilnehmer 

17:00 Uhr Ankunft Campingplatz Obernhof, kurze Reflexion, Duschen alle Teilnehmer 

18:00 Uhr Vorbereitung Essen und Brennholzsuche alle Teilnehmer 

19:00 Uhr Abendessen, Küche aufräumen Spülen alle Teilnehmer 

20:00 Uhr Zeit zur freien Verfügung, nochmalige Möglichkeit zum Duschen alle Teilnehmer 

21:00 Uhr Lagerfeuer mit Geschichten, Gesprächen und Gesang alle Teilnehmer 

22:30 Uhr langsamer Ausklang des 3. Tages, Nachtruhe alle Teilnehmer 

 

Tag 4: Donnerstag, 07.07.2011 

07:00 Uhr Aufstehen, Team Wecken, Morgentoilette, Brötchen holen Carlo 

07:30 Uhr Teilnehmer Wecken, Morgentoilette, Frühstück vorbereiten alle Teilnehmer 

08:00 Uhr Frühstück, Abspülen alle Teilnehmer 08:30 Uhr Aktion: Kooperatives Spiel alle T. u . Carlo 

09:00 Uhr Busse bestücken, Abfahrt nach Nassau alle Teilnehmer 

09:15 Uhr Ankunft in Nassau, Boote abladen, Paddel und Westen verteilen alle Teilnehmer " Boote bestücken, Busse parken Carlo und Martin 

10:15 Uhr Start mit den Kanus in Richtung Bad Ems alle Teilnehmer 

12:00 Uhr Mittagspause an Land mit Spiel alle Teilnehmer 

13:00 Uhr Weiterfahrt auf der Lahn in Richtung Bad Ems alle Teilnehmer 

14:00 Uhr Ankunft in Bad Ems, Abschlussreflexion alle Teilnehmer " Zurückholen der Busse per Regionalbahn und Transfer nach Bad Ems Carlo und Martin 

14:30 Uhr Reinigen und Aufladen der Kanus alle Teilnehmer 

15:00 Uhr Rückfahrt incl. kleiner Pause auf halber Strecke alle Teilnehmer 

17:00 Uhr Geplante Ankunft, Übergabe der Teilnehmer an die Eltern alle Teilnehmer 

17:30 Uhr Rückgabe und Betankung der beiden Kleinbusse in Alzey und Xy Carlo und Martin 

 

 

4.3. Tatsächlicher Projektverlauf 

Geplante Aktionen entwickeln gerne mal eine gewisse Eigendynamik, so gewissenhaft sie auch organisiert waren. So ist es auch mir bei meinem Projekt ergangen, was allerdings nicht weiter schlimm war, denn der Ablaufplan war so konzipiert, dass er jederzeit durch ein alternatives Angebot ersetzt werden konnte. Wichtig war lediglich, den roten Faden nicht zu verlieren. 

 

Tag 1: Montag, 04.07.2011 

Eine Stunde vor Projektbeginn musste ich die Dönerbrötchen für das Abendessen abholen. Das Treffen mit den Teilnehmern und deren Eltern konnte pünktlich um 10:00 Uhr über die Bühne gehen. Martin und Anna kamen allerdings, zum Erstaunen aller Anwesenden, mit ihrem Kleinbus ohne den Bootsanhänger. Martin teilte uns mit, dass man ihn selbst erst morgens darüber informiert hatte, dass der vorherige Entleiher die Boote nicht in Alzey abgegeben hatte, da die dortige Lagerhalle renoviert wird, sondern beim Leiter der AG der Ev. Jugend Hessen-Nassau in Saulheim bei Mainz. Dies bedeutete einen Zeitverlust von einer dreiviertel Stunde, da Saulheim nicht auf dem direktem Weg lag. Mit den Booten im Schlepptau ging es dann reibungslos weiter nach Nassau. Dort machten wir eine kurze Mittagsrast bei frischer Fleischwurst mit Brötchen. Gegen 13:00 Uhr kamen wir dann in Obernhof auf dem Campingplatz an und konnten sofort mit dem Aufbau der Zelte und der Feldküche beginnen. Danach setzten wir uns zusammen, um den Versorgungsplan gemeinsam mit den Jugendlichen durchzusprechen und die Brötchen für das morgige Frühstück zu ordern. Aufgrund der Hitze durften sich die Jugendlichen in der Lahn kurz abkühlen. Um 15:00 Uhr konnte ich dann mit dem eigentlichen Projekt beginnen. Ich startete pünktlich wie geplant mit den Kennenlernspielen "Namensball" und "Namenraten" und anschließend mit der Sicherheitsunterweisung incl. der Regeln beim Kanuwandern. Es folgten die obligatorischen Trockenübungen, Paddeltechniken, Anlegen der Schwimmwesten, richtiger Umgang mit dem Wurfsack und dann die ersten Stehversuche der Teilnehmer auf dem Wasser. Martin und Anna besorgten in der Zwischenzeit die Zutaten für das Abendessen. Um Punkt 18:00 Uhr waren die ersten Stunden auf dem Wasser beendet und die Vorbereitungen für das erste Abendessen konnten beginnen. Erstaunlicherweise fanden sich viele freiwillige Helfer zum Schnippeln der Zutaten für das selbst gemachte Dönermenü. Anna und Martin leiteten die Helfer beim Zubereiten an, währen ich mit dem Rest der Gruppe mit dem Jugendhausbus in den nahen Wald fuhr, um Brennholz für das abendliche Lagerfeuer zu organisieren. Um 19:00 Uhr brannte bereits das Feuer und wir konnten den Schwenkgrill zum Anrösten der Dönerbrötchen aufbauen. Die Teilnehmer konnten sich ihre Döner selbst belegen und waren aktiv bei der Sache. Gegen 19:30 Uhr war das Abendessen beendet und die Jugendlichen hatten Zeit zum Spülen und zum Duschen. Um 20:30 Uhr hatte die "Feuercrew" das Lagerfeuer richtig auf Touren gebracht und der gemütliche Teil des Tages konnte beginnen, nicht ohne zuvor noch eine erste kurze Reflexionsrunde (Punkteblitzlicht) einzustreuen. Ab 22:30 Uhr gingen die ersten Teilnehmer in die Kojen und um 23:30 Uhr war auch der harte Kern in den Schlafsäcken. 

 

Tag 2: Dienstag, 05.07.2011 

Der Tag begann für mich um 06:30 Uhr mit einer Tasse Kaffee. Um 07:00 Uhr wurde das restliche Team geweckt und eine halbe Stunde später wurden die Brötchen abgeholt und der Frühstückstisch gedeckt. Die Teilnehmer wurden wie Tags zuvor besprochen um 08:00 geweckt und waren alle nach mehrmaligem gutem Zureden am Frühstückstisch versammelt. Nach dem Frühstück, dem Packen der Lunchpakete und der Morgentoilette begannen die ersten Initiativspiele (Klammerspiel 1+2) des Tages. Bevor es gegen 09:30 Uhr nach Balduinstein, zum Startpunkt der ersten Tagesetappe ging, erklärte ich den Teilnehmern nochmals kurz die Regeln auf der Lahn, das Verhalten in den Schleusen und die wichtigsten Schifffahrtszeichen. Um 10:15 Uhr kamen wir in Balduinstein an und konnten sofort am Bootssteg mit dem Abladen der Kanus beginnen. Jeder machte sich nützlich und dementsprechend schnell konnten die Schwimmwesten, Paddel und Packsäcke verteilt und die Kanus gewassert werden. An der Einstiegsstelle herrschte großer Andrang, da noch eine weitere Gruppe vor Ort war. Es lief aber alles reibungslos ab. Um 10:45 konnten wir endlich unsere erste Kanuwanderung in Richtung Laurenburg beginnen. Gegen 12:30 Uhr machten wir unser Mittagessen auf der Lahn in den Kanus und anschließend eine kurze Reflexionsrunde (Cäsars Daumen). Nach 11 Lahnkilometern, um 14:15 Uhr kamen wir in Laurenburg an, dem eigentlichen Ziel des ersten Tages. Nach einer Verschnaufpause von 15 Minuten versammelten wir uns auf einer Wiese für ein weiteres Initiativspiel (Der lautlose Kampf), das bei den Jugendlichen besonders gut ankam. Gegen 15:30 Uhr beschließt die Gruppe, die heutige Etappe bis nach Obernhof zu verlängern, da sie noch genügend Energie hätten. Weiter ging es ohne große Eile nach Obernhof, wo wir um ca. 18:10 Uhr ankamen und mit den Booten direkt auf dem Zeltplatz anlanden konnten. Nach der obligatorischen Verschnaufpause ging es gegen 18:45 Uhr mit den Vorbereitungen zum Abendessen weiter. Während Martin und Anna zum einkaufen gingen, machte ich mit Unterstützung der Jugendlichen, den Teig für das Stockbrot. Die anderen Teilnehmer kümmerten sich derweil wieder um das Lagerfeuer. Zum Abendessen gab es Chili con carne mit Brötchen, welches reißenden Absatz bei den Teilnehmern und Betreuern fand. Eine Stunde nach dem Essen und der Spülaktion veranstaltete ich noch eine Klopapier-Staffel als kooperative Aufgabe. Um 21.30 Uhr versammelten wir uns wieder gemeinsam um das Lagerfeuer um zu klönen und Stockbrot zu rösten. Die geplante Nachtwanderung wurde in Übereinkunft mit den Jugendlichen auf den kommenden Tag verschoben, da die lange Tagesetappe wohl doch ihren Tribut forderte. Dementsprechend war ich auch der Letzte, der das Lagerfeuer verließ. 

 

Tag 3: Mittwoch, 06.07.2011 

Gegen 7:00 Uhr befand ich mich bereits mit einer Tasse Kaffe bewaffnet am gedeckten Frühstückstisch und war mir der Tagesplanung zugange. Die Weckzeremonie gestaltete sich nicht anders als am Tag zuvor und um 8:30 Uhr saßen alle vor Ihrem Frühstück. Währenddessen erklärte ich das Vorhaben für diesen Tag, da die eigentliche Planung mittlerweile über den Haufen geworfen war. Praktisch war, dass wir die zweite Etappe der Kanuwanderung von unserem Zeltplatz aus starten konnten und deshalb etwas mehr Zeit für die morgendliche Paddelreise (bzw. Stockreise) einplanen konnten. Nach dem Spiel versammelten sich die Teilnehmer im Halbkreis sitzend um den Bootsanhänger zu einer Feed-Back-Runde. Sie sollten ihre derzeitige Gefühlslage und den bisherigen Ablauf durch Smileys bewerten. Das Betreuerteam kam mal wieder ungeschoren davon und um 10:15 Uhr starteten 6 Kanus in Richtung Bad Ems (ca. 15 Lahnkilometer). Nach 30 Minuten befanden wir uns bereits in der Schleuse bei Obernhof und konnten unser Mittagsessen um 12.15 Uhr mitten in Nassau auf der Lahn einnehmen. Es herrschte an diesem Tag besonders starker Wind, zumeist Gegenwind, was die Laune der Teilnehmer merklich sinken ließ und ständigen Personalwechsel auf den Booten die Folge war. Gegen 13:40 Uhr kamen wir in der Schleuse bei Nassau an und durchquerten Dausenau genau ein Stunde später. Um 15:20 kamen wir dann in Bad Ems an und die Teilnehmer beschlossen, dass es für diesen Tag genug war. Beim hiesigen Ruderclub nahmen wir die Boote aus dem Wasser und Martin und Anna fuhren mit der Bahn zurück nach Obernhof und holten die Busse. Während dieser Zeit hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, sich auszuruhen und von mir interviewen zu lassen. Um 16:10 Uhr konnten wir die Boote aufladen und Retour fahren nach Obernhof. Unterwegs musste der Jugendhausbus noch betankt werden, wobei mit bestimmt 2 Liter Diesel um die Ohren flogen und ich mir den Rest der Fahrt, zur Belustigung der Passagiere, die blödesten Bemerkungen anhören durfte. Eingekauft wurde für das Abendessen übrigens auch noch auf dem Weg. Um 17:30 Uhr (und nach gründlicher Körperpflege meinerseits) kümmerte sich eine Gruppe um die Essensvorbereitung, während ich mich wieder mit den verbliebenen Teilnehmern zur Brennholzsuche in den Wald begab. Um 18:00 Uhr brannte das Feuer und Steaks, Bratwürste und Folienkartoffeln fanden ihren Weg auf, bzw. unter den Grill. Die Küchencrew bekam wieder ein großes Lob; es blieb nichts übrig und alle waren satt. Zur Verdauung spielten wir anschließend das Spiel "Der Säureteich", bei dem die Jugendlichen noch einen Schatz gewinnen konnten. Das Material, bestehend aus Seilen, Karabinern, Klettergurt und Helm hatte ich von zuhause mitgebracht. Der Schatz wurde gehoben und die Teilnehmer erhielten für ihre Mühe 2 Packungen Marshmallows, welche sofort ihre Verwendung am Lagerfeuer fanden. Um 22:20 Uhr starteten wir zur Nachtwanderung in den Wald. Der Weg verlief entlang des alten Postweges stetig bergauf, was ungemein zur Begeisterung einiger Teilnehmer beitrug. Mitten im Wald teilte ich die Jugendlichen in zwei Gruppen ein, um mit ihnen das Taschenlampenspiel "Nachts sind alle Katzen grau" zu spielen. Die Teilnehmer waren ausnahmslos bei der Sache und entwickelten bzgl. der Verstecke ungeahnte Kreativität. Nach Beendigung der Aktion gingen wir den gleichen Weg wieder zurück. Gegen 0:30 Uhr ließ ich sämtlichen Nachtschwärmer nochmals um das Lagerfeuer versammeln um eine abschließende Reflexionsrunde (Zündhölzer) durchzuführen. Die Teilnehmer äußerten den Wunsch, am nächsten Tag länger schlafen zu wollen, welchem das Team gerne entsprach. Nach 1:00 Uhr waren alle in ihren Zelten verschwunden. 

 

Tag 4: Donnerstag, 07.07.2011 

Ich war wieder der erste, der das Zelt um 8:00 Uhr verließ und organisierte gleich die Frühstücksbrötchen. Eine halbe Stunde später zeigten sich Anna und Martin und wir setzten uns zusammen, um den heutigen Tag zu besprechen. Da die Teilnehmer bereits den Flussabschnitt in 2 Tagen befahren hatten, der eigentlich für 3 Tage angedacht war, hatten wir die Möglichkeit, uns für eine weitere Strecke, von Bad Ems bis nach Lahnstein, zu entscheiden, oder einige Kanuspiele auf der Lahn zu veranstalten. Aus organisatorischen und zeittechnischen Gründen entschieden wir uns für die zweite Alternative, wollten allerdings noch die Meinung der Teilnehmer dazu hören. Der Morgen begann gemütlich und der erste Teilnehmer zeigte sich gegen 9:30 Uhr. Das war für mich das Zeichen, die übrigen Jugendlichen zu wecken. Um 10:00 Uhr saßen dann alle um den Frühstückstisch versammelt und hörten sich meine Vorschläge für den heutigen Tag an. Wie zu erwarten entschieden sie sich nach Darlegung meiner Argumentation ebenfalls für die Kanuspiele. Ab 11:00 Uhr begann das große Aufräumen. Nachdem die Taschen gepackt waren konnten die Jungen und Mädchen mit dem Abbau ihrer Zelte beginnen und sich dann zum Gruppenfoto versammeln. Gegen 13 Uhr gab es ein sog. Resteessen zu Mittag und die Kanuspiele konnten beginnen. Von Kanustaffeln, über einen Zugkampf bis hin zum Fischerstechen war alles vertreten. Zu diesem Zeitpunkt merkte ich den Teilnehmern ihre Müdigkeit und die z.T. mangelnde Motivation bereits an. Nachdem die Boote aufgeladen und sämtliche Taschen, Zelte und die komplette Feldküche verstaut waren, ließ ich die Jugendlichen zur abschließenden Reflexion nochmals vor dem Bus versammeln, den ich als Fläche für die "Dartscheibe" nutzte. Um 15:30 Uhr traten wir dann die Heimreise an. In Dittelsheim deponierten wir den Bootsanhänger bei Martin zuhause und betankten wir abschließend beide Busse. Um ca. 17:30 Uhr konnten dann bei mittlerweile starkem Regen, die wartenden Eltern ihre Schützlinge in Empfang nehmen. 

 

 

4. 4. Abschluss des Projektes 

Das Projekt fand seinen praktischen Abschluss wie o.e. bei der letzten und größten Reflexionsrunde auf der Zeltwiese. Das Feedback über das Medium "Dartscheibe" war für mich, das Team und die gesamte Gruppe wohl der wichtigste Indikator zur persönlichen Auswertung der Maßnahme. Der eigentliche Abschluss für mich und die Teilnehmer war wohl das Abschlussgrillfest im Jugendhaus zum Ende der Sommerferien, bei der jeder Teilnehmer eine DVD mit den schönsten Bildern erhielt und ich nochmals in lockerer Runde nach dem Transfer der gesammelten Erfahrungen in den Alltag fragen konnte. Die Arbeit an diesem Bericht war sicherlich ebenfalls eine effiziente Gelegenheit für mich, die 4 Projekttage nochmals Revue passieren zu lassen und auszuwerten. Es war einmal mehr eine Möglichkeit, die vielen gesammelten Eindrücke und Erfahrungen für mein eigenes erlebnispädagogisches Handeln nutzbar zu machen. 

 

 

5. Nachbereitung 

5. 1. Veränderungen bei den teilnehmenden Jugendlichen 

Eine genaue Feststellung der Veränderung des Verhaltens oder sonstige Merkmale bei allen teilnehmenden Kindern und Jugendlichen, waren in meinem Fall nur schwer zu messen, was mir im Vorfeld aber bekannt war. Der gute Kontakt zur Mehrzahl der Eltern, vereinfachte mir natürlich das Fragen nach merklichen und vor allem positiven Verhaltensänderungen ihrer Zöglinge. Sicherlich habe ich auch während der 4 Tage Abenteuer mit den Kids die eine oder andere positive Veränderung feststellen können. So hat das Vorhaben, N. S. in die Gruppe zu integrieren, bestens funktioniert. Aber wohl weniger durch mein Zutun als durch die Eigendynamik der Gruppe. Dadurch war sie am Ende des Projektes auch viel zugänglicher und hat sich mehr zugetraut. A. K. und M. L. sagten selbst, dass sie selten so viel Spaß mit anderen Jugendlichen gehabt hätten und ich merkte ihnen auch an, dass sie weit aus gesprächiger waren als zu Beginn. Sie waren also regelrecht aufgetaut und würden nach eigener Aussage auch jederzeit wieder mitfahren. O. F. und E. F. Eltern haben sich sogar bei mir bedankt, denn beide würden sich lt. ihrer Aussage zuhause ungefragt beim Kochen und Vorbereiten der Zutaten engagieren. F. S. hat tagelang nur von der Kanuwanderung geschwärmt und würde sich seinen älteren Geschwistern gegenüber mittlerweile durchsetzen, da er es geschafft hat, 35 km zu paddeln und die anderen nicht. N. G. und T. K. haben ein Probetraining im hiesigen Kanuverein absolviert und spielen mit dem Gedanken, dort mitzuwirken. Ob das alles auf das Kanuprojekt zurückzuführen ist, kann ich nicht garantieren, aber allein die Vorstellung, dass es so sein könnte, bereitet mir enorme Freude. 5.2. Reaktionen innerhalb der Einrichtung Positive Reaktionen innerhalb der eigenen Einrichtung Jugendhaus erhielt ich lediglich von meiner Kollegin, die den Verlauf des Projektes mit regem Interesse verfolgte. Bei der Stadtverwaltung Xy, meinem Anstellungsträger, bzw. meinen direkten Vorgesetzten, hielt sich das Interesse bzgl. des Kanuprojektes erfahrungsgemäß in Grenzen, da das Thema "Jugendarbeit" und alles was dazu gehört, allgemein nur marginal behandelt wird und sämtliche Obliegenheiten dieses Fachgebietes in meiner eigenen Verantwortung liegen. 

 

 

6. Reflexion 

Resümierend kann ich festhalten, dass die Kanuwanderung auf der Lahn nicht nur für mich, sondern vor allem für die TeilnehmerInnen und das Team, eine erfolgreiche Maßnahme gewesen war. Für viele der Jugendlichen war es der erste erlebnispädagogische Kontext mit dem sie sich auseinander setzen mussten. Sie haben gelernt, sich auf ihren Gegenüber einzulassen um gemeinsam etwas zu schaffen. Die meisten haben sich zu Teamplayern entwickelt und erkannt, aufeinander Rücksicht zu nehmen und miteinander zu agieren. Es gab keine Verletzten und keine Verluste bei den Teilnehmern; möglicherweise auch durch das vorhandene Sicherheitskonzept und das Handeln bzw. Orientieren danach. Die Jugendlichen haben die körperliche Herausforderung angenommen und jeder für sich bestens gemeistert. Mit der Vorbereitung und dem Verlauf des Projektes bin ich sehr zufrieden. Die Gruppe trug natürlich durch ihr kooperatives Verhalten maßgeblich zum Gelingen bei, weshalb ich diese Maßnahme mit dieser Gruppe oder einer anderen jederzeit wiederholen würde. Die Gruppe hat das Projektteam von Anfang an akzeptiert und wir konnten somit auf einer freundschaftlichen Basis miteinander umgehen und arbeiten. Die kooperativen Spiele, bzw. die Initiativspiele waren, wie die Jugendlichen bei der Schlussauswertung meinten, "der Burner schlechthin". Gerade bei diesen kleinen Aktionen konnte die Gruppe ihr Teamwork unter Beweis stellen und hatte sichtlich großen Spaß dabei zusammen zu wachsen. Martin und Anna unterstützten mich großartig und nahmen mir extrem viel Arbeit ab; vor allem beim Einkaufen, Kochen, Fotografieren und dem Fahrdienst. Das verschaffte mir wiederum die Zeit, mich auf die geplanten Programmpunkte vorzubereiten und mich mehr den Teilnehmern und der Projektdurchführung zu widmen. Wir konnten uns in jeder Situation aufeinander verlassen, was mir Rückhalt und Sicherheit vermittelte. Die eingestreuten Reflexionsrunden waren für mich und das Team ein wichtiger Gradmesser, noch vor Ort die Gemütslage und die Bedürfnisse der Teilnehmer zu überprüfen und ggf. zu intervenieren. Auch diese Maßnahmen möchte ich bei meiner künftigen Arbeit nicht mehr missen. Schwierig ist in meinem Fall, aufgrund der Rahmenbedingungen der offenen Jugendarbeit, bei den Jugendlichen die Überprüfung des Transfers des Erlebten in den privaten Alltag. D.h., da ich ein Haus der offenen Tür leite, kann es sein, dass bestimmte Jugendliche nur einmal in der Woche oder sogar nur einmal im Monat vorbei schauen, was eine kontinuierliche Betreuung unmöglich macht. Einige Jugendliche merkten an, dass sie aufgrund der zahlreichen Spiele und Aktionen zu wenig Freizeit gehabt hätten. Andere wiederum ließen mich wissen, dass gerade die Initiativspiele zur Auflockerung der Gesamtsituation beigetragen hatten. Es jedem recht zu machen ist also erfahrungsgemäß unmöglich, vor allem bei 14 Teilnehmern, die fast alle, kaum gemeinsame Interessen hatten. Der Wettergott war mit Sicherheit ebenfalls vor Ort, denn wir hatten während der 4 Tage nur die besten Aussichten. Ein Plan-B wäre unter anderen Voraussetzungen kaum realisierbar gewesen und hätte mich in große organisatorische Schwierigkeiten gebracht. Womöglich hätte ich das Projekt abbrechen und anschließend nach einer Möglichkeit suchen müssen, das Vorhaben nachzuholen, was aber im Rahmen der aktuellen Sommerferienspiele schier unmöglich gewesen wäre. Deshalb kann ich abschließend behaupten: "Wir hatten immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel"! 

 

6.1. Besondere Erlebnisse 

Was mich besonders begeistert hatte, war die Tatsache, dass ich die Jugendlichen gründlich unterschätzt hatte; natürlich im positiven Sinne. Bei der Planung der einzelnen Tagesetappen verließ ich mich auf die Erfahrung aus dem Vorjahr, wo wir bereits in Laurenburg, mit einer Gruppe älterer Teilnehmer abbrechen mussten, da diese nicht mehr wollten oder konnten. Umso erstaunlicher war es für mich und das Projektteam, dass die Gruppe geschlossen für eine Weiterfahrt nach Obernhof plädierte und sich somit noch weitere 11 Kilometer und 3 Stunden auf der Lahn gönnte. Ebenfalls ungewohnt war es für mich, dass ich erstmals während meiner pädagogischen Laufbahn nicht betteln musste, damit sich von den Gruppenmitgliedern jemand zum Küchendienst oder zum Brennholzsammeln bereit erklärte. Alle waren mit Begeisterung bei der Sache, organisierten gemeinsam und delegierten in Eigenregie, wer für welche Tätigkeit zuständig war. Eigeninitiative war das große Schlagwort. Was mich ebenfalls begeistert hat, war der Fall des gekenterten Kanadiers einer anderen Gruppe mit jungen Erwachsenen. Die dabei beteiligten beiden Schiffbrüchigen waren nicht in der Lage, alleine aus dem Wasser ins Kanu zurück zu klettern und ihre eigenen Gruppenmitglieder saßen nur hilflos in ihren Kanus. Unsere Jugendlichen hatten das Geschehen mit verfolgt und waren sofort als Rettungsteam zur Stelle. Das Betreuerteam und ich fungierten lediglich als Zuschauer um gegebenenfalls eingreifen zu können; was aber nicht nötig war. Fachlich absolut kompetent, hoben N.G., M.L. und A.K. das voll gelaufene Kanu über ihr eigenes und befreiten es dabei vom Wasser. Dann erklärten sie den beiden Schwimmern, wie sie wieder ins Kanu zurück kommen können. Das funktionierte wunderbar. Die beiden staunten nur; ich ebenfalls. Währenddessen haben die anderen Jugendlichen die in der Lahn treibenden Paddel und Habseligkeiten eingesammelt und zurück gebracht. Das war für mich ein Indikator dafür, dass die Jugendlichen gelernt haben, dieses existentielle Wissen der Sicherheitsunterweisung umsetzen zu können, um sich selbst oder wie in unserem Fall, fremden Menschen aus einer möglichen Gefahrensituation heraus helfen zu können. 

 

6.2. Erkenntnisse/ Erfahrungen 

Die wohl wichtigste Erkenntnis für mich, war das Erstellen eines Programm-ablaufplanes; was ich bisher immer aus dem Bauch heraus entschieden hatte oder situationsbedingt anpassen musste. Logisch war, dass es sich dabei lediglich um Richtwerte handelte und sich solch ein Vorhaben unmöglich auf die Sekunde genau planen lässt und bestimmte Situationen und Gegebenheiten, wie z.B. das Wetter nicht voraus zu sehen sind. Wichtig war mir, dabei eine Orientierung, bzw. einen sog. roten Faden in den Händen zu halten um mich grob daran orientieren und einen zeitlichen Rahmen gestalten zu können. Für mich war es auch ein Stück mehr Planungssicherheit, denn es war weitaus effektiver, sagen zu können, was jetzt geplant ist, als die Gruppe zu fragen, was sie denn jetzt gerne machen wolle. Somit hatte ich wirklich "das Heft in der Hand" behalten. Ebenfalls war es für mich eine besondere Erfahrung zu erleben, wie eine Gruppe erkennt, dass sie nur so stark ist, wie ihr schwächstes Glied. Sie haben von Anfang an Rücksicht aufeinander genommen und freiwillig die Plätze getauscht bzw. die Boote gewechselt, damit die ganze Teilnehmerschaft als Einheit voran kommt und keiner zurück bleibt. Ich war mir deshalb sicher, dass jedem Teilnehmer bewusst war, dass er sich in jeder Situation auf seine Gruppenmitglieder verlassen konnte. Auch wenn alles absolut zufriedenstellend abgelaufen ist, muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich, um mich noch effizienter um den einzelnen Teilnehmer bemühen zu können, ein erlebnispädagogisches Angebot in dieser Dimension, nur noch mit der Hälfte der Teilnehmer durchführen würde; unabhängig von den Mehrkosten. (Unmittelbar nach dem Kanuprojekt, aber noch während der Sommerferien ergab sich für mich, nach 12 Jahren Tätigkeit im öffentlichen Dienst die Option, am Ende des Jahres die Stelle zu wechseln und meine Arbeit bei einem privaten Träger in der Erziehungshilfe fortzusetzen. Dort ist es nicht nur gewünscht, erlebnispädagogisch zu arbeiten, sondern eine Voraussetzung. Die Gruppengröße bei erlebnispädagogischen Projekten wird dort bewusst gering gehalten.) 7. Öffentlichkeitsarbeit Die Öffentlichkeitsarbeit bzgl. des Projektes wurde von mir nur recht marginal betrieben. Lediglich bei der Ausschreibung der Veranstaltung im hiesigen Amtsblatt, bei den vorbereitenden Gesprächen mit den Eltern und den Teilnehmern sowie dem abschließenden Bericht der Sommerferienspiele 2011, in dem das Kanuprojekt seine Erwähnung findet, wurde über das Vorhaben informiert und kommuniziert. Die Teilnehmer erhielten beim Nachtreffen im Jugendhaus, im Rahmen des Abschlussgrillfestes der Sommerferienspiele 2011, alle eine CD-ROM mit den schönsten Bildern der Kanuwanderung zur Erinnerung. 

 

8. Literaturverzeichnis 

Birzele, J./ Hoffmann, O.: Mit allen Wassern gewaschen. Praxishandbuch für erlebnispädagogisches Handeln im und am Wasser. Augsburg 2010 Gilsdorf, 

R./Kistner, G.: Kooperative Abenteuerspiele. Praxishilfe für Schule, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung. Seelze-Velber 2000 

KAP Institut: Reader Lehrgangs-/Kursunterlagen "Kanu & Floß". Undorf/Regensburg 

KAP Institut: Reader Lehrgangs-/Kursunterlagen "Erste Hilfe Outdoor". Undorf/Regensburg 

KAP Institut: Reader Lehrgangs-/Kursunterlagen "Anleitungen zur Praxis". Undorf/ Regensburg 

Oster, P.: Erste Hilfe Outdoor. Fit für Notfälle in freier Natur. Augsburg 2008

 Reiners, A.: Praktische Erlebnispädagogik 1. Bewährte Sammlung motivierender Interaktionsspiele. Augsburg 2009