"Exemplarisches Kennenlernen erlebnisintensiven und projektbezogenen Bastelns, Spielens und Werkens"
Peter Alberter
"Kein Bock!" – "Nö, nicht mit mir!". Nicht selten werden Leistungsanforderungen mit solchen oder ähnlichen Bemerkungen von den Jugendlichen in aller Regel kurz und knapp kommentiert. Destruktive Redewendungen und Killerphrasen in der Kommunikation helfen ihnen, ihr Gesicht zu wahren und sie vor langjährig erfahrenen Verletzungen zu schützen.
Sich auf etwas Neues einzulassen, etwas auszuprobieren verlangt Neugierde, Interesse und Flexibilität. Für viele Jugendliche stellen diese Wörter Eigenschaften dar, die sie nicht besitzen. Sie sind ihnen fremd. Eher gehören schon Wörter wie Abbrechen, Aufgeben und eine Sache nicht zu Ende führen zu ihrem Vokabular. Dies wird deutlich an ihrem Lebenslauf erkennbar.
Viele Jugendliche äußern keine Bereitschaft Leistung zu zeigen und sind außer für passiven Konsum aus zweiter Hand (Fernsehen, Musik und „Rumgammeln“) und einer sofortigen oralen Bedürfnisbefriedigung im Bereich der Genussmittel für wenig zu motivieren. Prinzipien der Berufswelt – Pünktlichkeit, Genauigkeit, eine Sache durchziehen, zusammenarbeiten, ... – sind ihnen fremd, werden verweigert oder können, wenn überhaupt, nur kurzfristig durchgehalten werden.
Ansprechende erlebnispädagogische Projekte können helfen, Leistung zu bringen, bei der Sache zu bleiben und komplexe Situationen erfolgreich abzuschließen. Jugendliche lassen sich plötzlich auf eine Sache ein, sie identifizieren sich damit und ziehen das Projekt bis zum Schluss durch. Mit der Zeit können die Jugendlichen lernen, produktive Arbeitsleistung nicht negativ zu sehen und Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen. Motivation, präzises Arbeiten, Teamwork – und nicht halbe Sachen - zählen, und entwickeln sich zu Faktoren, die bei den Jugendlichen mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.
So werden die Jugendlichen schrittweise über Handlungen und sachbezogenen Auseinandersetzungen mit den Prinzipien vertraut, die in der Berufswelt von wichtiger Bedeutung sind. Die Wissensvermittlung erfolgt nicht in erster Linie im Gespräch, über die kognitiven Sinne, sondern praxisbezogen, in der Form und Gestaltung der Projekte und in der konkreten Umsetzung.
Auf Grund spannender Durchführung und Motivation, sowie der genauen Strukturierung (z.B. alle 1 ½ Std. 15 min Pause) schaffte es z.B. jeder Jugendliche einer therapeutischen Gruppe, beim ersten Projekt einen komplexen taiwanesischen Kampfdrachen zu bauen. Die leistungsstarken Drachen wurden in traditioneller Art und Weise aus gespaltenen Bambusstäben hergestellt.
Die Jugendlichen waren unheimlich stolz, einen Drachen eigenständig hergestellt zu haben. Motivation, genau arbeiten, Teamwork, halbe Sachen zählen nicht, hatten höchste Priorität. Mysteriöse und spannende Geschichten rund um den Drachen, sowie eine anschauliche Darstellung über die faszinierende Historie der Drachen helfen den Jugendlichen das Projekt, i.d.R. zwei Tage lang konzentriert aus- und durchzuhalten.
Mögliche Bauprojekte
• Floß
• Baumhaus
• Kletterwand
• Seifenkisten
• Bumerangs
• Kampfdrachen
• Heißluftballons
• Kreative Wintersportgeräte (z. B. Tiroler Rennschlitten)
• etc.